Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - KT_11
DOI: 10.1055/s-0032-1323012

Die Qualität des Sterbens aus der Perspektive von Patienten, deren Familienangehörigen und Pflegekräften auf einer Palliativstation – Eine vergleichende Studie auf der Basis struktutrierter Interviews

K Miescke 1, P Thuß-Patience 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Palliativstation, Medizinische Klinik m.S. Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Berlin, Germany

Einleitung: Ziel dieser Studie war die Erhebung der Qualität des Sterbens aus der Perspektive von Patienten, Angehörigen und Pflegekräften. Die Aussagen der Teilnehmer sollten dazu direkt miteinander verglichen werden, um so den Grad der Übereinstimmung zu bestimmen und Hinweise darauf zu erhalten welche Personengruppe geeignet ist, die Wünsche und Bedürfnisse sterbender bzw. schwerkranker, nicht kommunikationsfähiger Patienten einzuschätzen.

Methoden: Prospektive, deskriptive Querschnittstudie. Datenerhebung durch strukturierte Interviews basierend auf validiertem Fragebogen, der die Häufigkeit und Wertigkeit von Symptomen bzw Situationen erfasst. Setting: Palliativstation.

Ergebnisse: Teilnehmer: Patienten (n=21) der Palliativstation, Charité, Virchow Klinikum, deren Angehörige (n=21) und die betreuenden Pflegekräfte (n=21). Es zeigte sich, dass Angehörige und Pflegekräfte gut die Häufigkeit eines Symptoms oder Ereignisses wiedergeben können. Bei der Einschätzung, wie belastend ein Ereignis/Symptom für den Patienten ist, zeigen beide Gruppen eine größere Diskrepanz zu den Ansichten des Patienten. Angehörige sind in den meisten Bereichen besser in der Lage, die Ansichten und Wünsche des sterbenden Patienten wiederzugeben, als die Pflegekräfte. Deutlich besser ist die Einschätzung der Angehörigen bezüglich der Vorbereitung des Patienten auf den Moment des Todes. Beide Stellvertretergruppen können jedoch sehr schlecht einschätzen, wie wichtig dem Patienten die Wünsche zum Moment des Todes sind.

Schlussfolgerung: Die Studie hat gezeigt, dass die einzelnen Stellvertretergruppen (Angehörige und Pflegekräfte) in verschiedenen Teilbereichen des Sterbens gut die Ansicht des Patienten wiedergeben können. Die Einschätzung, wie wichtig verschiedene Wünsche dem Patienten letztendlich sind (Wertigkeit), ist jedoch von Stellvertretern nur schwer zu treffen. Diese Erkenntnis sollte als Hypothese für weitere Studien mit einer größeren Teilnehmerzahl überprüft werden.