Fragestellung: Für Menschen, die unheilbar an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung leiden, stellt
Symptomlinderung zunehmend den wichtigsten Aspekt ärztlichen Handelns dar. Dementsprechend
könnten sich durch eine palliativmedizinische Behandlung Anzahl und Art der verwendeten
Medikamente ändern. Um den Einfluss der stationären palliativmedizinischen Behandlung
auf die Medikamentenverordnung zu analysieren, führten wir eine retrospektive Studie
an 300 Patienten durch.
Methodik: Wir werteten anhand der Patientenakte Daten von 300 Patienten aus, die von 2006 bis
2011 auf unserer Palliativstation behandelt und in den ambulanten Sektor entlassen
wurden. Erfasst wurde die Medikation bei Aufnahme und Entlassung, unterteilt in symptomlindernde
Medikamente (SL) und nicht-symptomlindernde Medikamente (nicht-SL). Als statistisch
signifikant wurde gewertet, wenn sich der Anteil SL gemessen an der Gesamtmedikation
um mindestens 10% ändert.
Ergebnisse: Die Gesamtzahl der Medikamente stieg von durchschnittlich 6,96 (bei Aufnahme) auf
9,28 (bei Entlassung), wobei SL von 3,70 auf 6,36 zunahmen und nicht-SL von 3,26 auf
2,92 abnahmen. Die Patienten haben nach einer stationären palliativmedizinischen Behandlung
einen um 15,80% höheren Anteil SL an der Gesamtmedikation als zuvor (p<0,001). Die
größte Zunahme erfährt der Anteil an Laxantien (+ 3,84%), gefolgt von Anxiolytika
(+ 3,01%), Diuretika (+ 1,73%), Sedativa (+ 1,41%), Steroiden (+ 1,04%) und Opioiden
(+ 0,92%). Der Anteil nicht-SL sinkt von 46,55% auf 31,09%.
Schlussfolgerung: Durch eine stationäre palliativmedizinische Behandlung erhöht sich die Gesamtzahl
der verabreichten Medikamente. Dies ist durch eine Steigerung symptomlindernder Substanzen
bedingt. Die Zahl anderer Medikamente sinkt leicht. Diese Daten können als Grundlage
zur kritischen Analyse des Verordnungsverhaltens bei Palliativpatienten dienen.