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DOI: 10.1055/s-0032-1323010
Symptombelastung bei Palliativpatienten – Perspektive des Patienten, der Angehörigen und der behandelnden Ärzte
Fragestellung: Prospektive Evaluation der Einschätzung von physischen und psychischen Symptomen hinsichtlich Häufigkeit, Intensität, Belastung und Therapiebedarf zwischen dem Patienten selbst, seinen Angehörigen und behandelnden Ärzten.
Methodik: Fragebogenanalyse mittels modifizierter Memorial Symptom Assessment Skale (erweitert um den Therapiebedarf) bei 40 Patienten (Pat.) auf der Palliativstation mit Erhebung ≤24h nach Aufnahme. Zeitgleiche Befragung der behandelnden Ärzte und des nächststehenden Angehörigen.
Ergebnisse: 40 Pat. (22 weiblich/18männlich; medianes Alter 63 Jahre; mediane Erkrankungsdauer 16 Monate). 98% der Patienten litten zumindest regelmäßig an ≥1 starkem Symptom, im Median 5 Symptome (0–9). Bei Pat. und Arzt korrelieren für alle Symptome jeweils Häufigkeit, Intensität, Belastung und Therapiebedürftigkeit signifikant untereinander (0,46–0,95). Die höchste Korrelation mit der Therapiebedürftigkeit zeigen Belastung (8/12 Symptome) und Intensität (4/12). Keine Einschätzung korrelierte mit dem Alter, Geschlecht oder der Erkrankungsdauer des Pat. Die Einschätzung der Angehörigen war inkonsistent bei „Schwäche“. Ihre Einschätzung des Therapiebedarfs korrelierte bei allen Symptomen primär mit der Belastung (0,78–0,97). Signifikant unterschiedlich zwischen Pat., Arzt und Angehörigen war die Einschätzung für „Angst“ (p=0,006). Im Vergleich mit dem Pat. unterschätzen die Ärzte 60% der Symptomparameter, die Angehörigen 23% (p<0,001). Die mittlere Differenz betrug -0,04 für Ärzte und +0,26 für Angehörige. Identisch wie der Patient schätzten Angehörige 50% und Ärzte 33% der Parameter ein (p=0,09).
Schlussfolgerung: Während Ärzte die Symptome der Patienten eher unterschätzen, neigen Angehörige eher dazu, sie zu überschätzen, sind aber näher an der Einschätzung der Patienten. Eine adäquate Symptomkontrolle bei Palliativpatienten gelingt daher nur im engen Dialog zwischen Patient, Angehörigen, Ärzten und psychosozialen Berufsgruppen.