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DOI: 10.1055/s-0032-1323005
Charakterisierung von Atemnotattacken (Atac) bei Patienten mit fortgeschrittener, unheilbarer Erkrankung
Fragestellung: Atemnotattacken (Atac) sind ein belastendes Symptom bei Patienten (Pt) mit fortgeschrittener unheilbarer Erkrankung, das bislang unzureichend beschrieben ist um effektive Therapiemaßnahmen zu entwickeln. Das Ziel der Studie ist die Beschreibung der Atac anhand der Charakteristika Dauer, Häufigkeit, Schweregrad und Zeitpunkt.
Methodik: Quantitative Datenerhebung mittels semi-strukturierter Interviews im Rahmen zweier mixed-methods Studien zu Atac in Deutschland und England. Teilnehmende Pt litten entweder an chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD), Lungenkarzinom (LK), chronischer Herzinsuffizienz (CH) oder Amyotropher Lateralsklerose (ALS). Der Schweregrad wurde mit der modifizierten Borg-Skala (0–10) erfasst.
Ergebnis: 129 Pt mit Atac (COPD 61, LK 46, CH 14, ALS 8), Durchschnittsalter 67 Jahre (SD 9,8; Spannweite 39–92), 79(61%) Pt männlich, Karnofsky Median 70%(Sw 30–90). Die beschriebenen Atac waren in 75%(106/141) der Fälle kürzer als 10min, erschienen überwiegend bei Tag (84%, 153/176) und mit einem mittleren Schweregrad von 6,5 (SD 2,4; Sw 0,5–10). Pt konnten die Frequenz der Atac bei Ruhe abschätzen, die zu 61%(23/38) mindestens einmal pro Tag vorkamen (Atac bei Belastung abhängig von der Art der Belastung). Atac in Ruhe wurde von 44(34%) Pt beschrieben. 74(57%) Pt litten zudem unter kontinuierlicher Atemnot, für die der mittlere Schweregrad innerhalb der letzten 24h 2,8(SD 2,0) betrug.
Schlussfolgerung: Die Mehrheit der Atac wurde mit einer Dauer von weniger als 10min und hohem Schweregrad beschrieben. Dieses Ergebnis hat zentrale Bedeutung für die Therapie, da der Wirkungseintritt des aktuellen Standard-Medikamentes (nicht-retadiertes Opioid) ca. 20–30min beträgt und damit länger ist als die Mehrheit der Atac selbst. Um Atac zukünftig effektiv zu behandeln und die Lebensqualität der Pt zu verbessern, besteht ein dringender Bedarf an vertiefender Erforschung des Symptoms und an klinischen Studien zur Evaluation geeigneter Interventionen.