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DOI: 10.1055/s-0032-1322983
Voraussetzungen für eine frühzeitige palliative Vorbereitung onkologischer Patienten: aktives und passives Vorgehen von Ärzten und Pflegenden als Einflussfaktoren
Hintergrund: Die rechtzeitige Vorbereitung von onkologischen Patienten auf Entscheidungen in der letzten Lebensphase gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der Onkologie. Vorgehensweise und Schwierigkeiten bei der Umsetzung wurden aus Sicht onkologisch tätiger Ärzte und Pflegekräfte untersucht.
Methode: 12 Ärzte und 6 Pflegekräfte einer hämatologisch-onkologischen Universitätsklinik wurden in einer qualitativen Interviewstudie befragt zu ihrer Problemwahrnehmung bei Entscheidungen zur Therapiebegrenzung und ihrem Verständnis der Sterbebegleitung. Alle Interviews wurden aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und gemäß der Methodik „Grounded Theory“ ausgewertet.
Ergebnisse: Mit Blick auf die Vorbereitung und Einbeziehung des Patienten in Entscheidungen zur Therapiebegrenzung lässt sich anhand der Interviewaussagen ein eher aktives Vorgehen von einem passiven unterscheiden: das aktive Vorgehen bindet den Patienten früh ein, eruiert seine individuellen Wünsche und Hoffnungen und formuliert einen gemeinsamen Therapieplan. Ziel ist es, den Patienten auf Entscheidungen am Lebensende vorzubereiten und der Gefahr einer Übertherapie entgegen zu wirken. Beim passiven Vorgehen erfolgt die Aufklärung über Prognose und Verlauf eher spät im Behandlungsverlauf; das Thema Therapiebegrenzung wird hier eher als „abstraktes Problem“ angesehen und eher zB an die Psychoonkologie delegiert. Eine emotionale Distanz wird als Voraussetzung gesehen, eine objektive Entscheidung fällen zu können. Als schwierig werden insgesamt vor allem Situationen beschrieben, in denen der Patient an unrealistischen Hoffnungen bei infauster Prognose festhält.
Zusammenfassung: Auf der Basis dieser Interviewstudie kann ein aktives und ein passives Vorgehen der Behandelnden bei der Einbeziehung von Tumorpatienten in Entscheidungen zur Therapiebegrenzung rekonstruiert werden. Ein passives Vorgehen erschwert möglicherweise eine frühe palliative Vorbereitung von Tumorpatienten auf die letzte Lebensphase.