Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - FV26
DOI: 10.1055/s-0032-1322982

Krisenintervention bei palliativgeriatrischen Patienten in stationären Pflegeeinrichtungen (Kurztitel: Initiative Palliative Lebenskultur) – Ein Projekt zur Einführung einer Notfallplanung in stationären Pflegeeinrichtungen Förderung durch die Robert-Bosch-Stiftung

EM Mörike 1, T Frank 2, W Leusing 2, J Jakob 2, JM Hahn 2
  • 1Hausarztpraxis, Tübingen, Germany
  • 2Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus, Innere Medizin Akutgeriatrie Palliativmedizin, Tübingen, Germany

Hintergrund: Die palliative Versorgung von hochaltrigen, multimorbiden, häufig an Demenz erkrankten Pflegeheimbewohnern kann nur gelingen, wenn die Bedürfnisse der Kranken Ausgangspunkt des Handelns der Betreuenden werden. Dies gilt auch für Notfallsituationen.

Projektziel: Der Wille von Heimbewohnern in palliativer Situation soll Ausgangspunkt des medizinisch/pflegerischen Handelns in Krisensituationen werden. Hierzu erforderlich sind

die Klärung des Bewohnerwillens und Dokumentation in einem Notfallplan,

die Stärkung der palliativen/ethischen Kompetenz der Pflegenden,

die Optimierung der Rahmenbedingungen der palliativen Versorgung im Pflegeheim.

Projektdurchführung: Initiiert vom Paul-Lechler-Krankenhaus Tübingen wurde das Projekt in Kooperation mit den Pflegeheimen der Stadt, Hausärzten und Notärzten durchgeführt (2009 bis 2011). Zielparameter waren die Zahl der erstellten Notfallpläne sowie die Stärkung der Palliativkultur in den Heimen.

Projektergebnisse: In 8 Pflegeeinrichtungen (474 Pflegeplätze) wurden 148 Notfallpläne erstellt. Die Akzeptanz der im Notfallplan dokumentierten Behandlungswünsche war hoch. In 96% der Fälle konnte eine vom Bewohner unerwünschte Krankenhauseinweisung vermieden werden.

Die Ergebnisse der Abschlussumfrage zeigten eine Verbesserung der Kommunikation über die Palliativsituation im Behandlungsteam und mit den Betroffenen, eine vermehrte Beachtung des Bewohnerwillens in Krisensituationen und eine Stärkung der palliativen Fachkompetenz.

Die Gespräche mit den Heimaufsichtsbehörden ergaben, dass eine arztbezogene Lagerung von Notfallmedikamenten (u.a. schnell wirksame Opiate) in Pflegeheimen möglich ist und dass im Grundsatz eine von den Qualitätsstandards abweichende bedürfnisorientierte Pflege in der Palliativsituation akzeptiert wird.

Abb.1

Abb.2

Abb.3

Zusammenfassung: Die Implementierung einer Notfallplanung führte zu einer vermehrten Berücksichtigung des Bewohnerwillens in Krisensituationen und zu einer Stärkung weiterer Elemente einer Palliativkultur.