Die Lebenserwartung geriatrischer Patienten liegt oft unter 1 Jahr – nicht nur bei
malignen Erkrankungen, sondern bspw. auch bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz als
führender Diagnose. Viele Patienten haben neben funktionellen Einschränkungen häufig
belastende Symptome wie Schmerzen, Appetitlosigkeit, Angst, Depression. Die relative
Todesnähe, Symptombelastung und die reduzierte Lebensqualität erschweren in der Klinik
die Entscheidung, ob jeweils ein rehabilitativer oder palliativer Behandlungsansatz
angemessen ist. Welche Kriterien können für solche Entscheidungen maßgeblich sein?
Während die Indikationskriterien für eine geriatrische Rehabilitation definiert sind,
sind solche für eine komplex-palliativmedizinische Behandlung bisher wenig diskutiert.
Im Jahre 2011 haben wir in unserer geriatrischen Klinik 72 Patienten komplex-palliativmedizinisch
behandelt. Diese Daten liegen nun vor. Zunächst stellen wir die von uns konzeptionell
entwickelten Indikationskriterien vor, entlang derer wir die Entscheidung für eine
komplex-palliativmedizinische Behandlung treffen. Bei der Auswertung der Daten, zeigt
sich, dass die „Palliativpatienten“ sich in zwei Gruppen teilen: in jene, die trotz
der fortgeschrittenen Erkrankung von Elementen einer rehabilitativ-funktionellen Therapie
profitieren und jene, bei denen der Krankheitsprozess meist fortgeschrittener ist.
Auch wenn bei letzteren Symptomkontrolle und Sterbebegleitung im Vordergrund stehen,
profitieren auch sie z.B. von Krankengymnastik. Welche Elemente der rehabilitativen
Therapie wurden angewandt? Welche Ziele haben wir formuliert? Welche Auswirkungen
hat dieser Ansatz auf die Lebensqualität der Patienten?
Die Ergebnisse zeigen, dass geriatrische Palliativpatienten über den unmittelbar palliativmedizinischen
Ansatz von einer rehabilitativ-funktionellen Therapie profitieren und diese nach Auffassung
der Autoren für eine optimale Versorgung konzeptionell und praktisch weiterentwickelt
werden sollten.