RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0032-1322955
Entwicklung palliativer Versorgungsstrukturen zwischen Spezialisierung und Generalisierung
Die meisten Menschen können am Lebensende im Rahmen der Primärversorgung betreut werden, wobei neben der Pflege die Hausärzte als medizinische Generalisten eine Schlüsselstellung einnehmen. Zu den Kernkompetenzen der Hausarztmedizin gehören die Zentrierung auf den Patienten und sein soziales Umfeld, das ganzheitliche biopsychosoziale Fallverständnis und die auf Dauer angelegte Arzt-Patient-Beziehung. Diese Kernkompetenzen decken sich mit wesentlichen Bedürfnissen und einem Großteil des Versorgungsbedarfs von Menschen am Lebensende.
In einigen Fällen, schätzungsweise 10–15% aller Schwerstkranken und Sterbenden, ist jedoch ein Mehr an Versorgung erforderlich, z.B. in Bezug auf Symptomkontrolle, psychosoziale Unterstützung oder organisatorische Anforderungen. Dafür stehen sowohl im stationären Bereich als auch im ambulanten Bereich (z.B. SAPV) spezialisierte Versorgungsangebote in den letzten Jahren zunehmend zur Verfügung. Wichtig ist, dass die spezialisierte Angebote die Primärversorgung ergänzen, aber nicht ersetzen.
Obwohl sich die Palliativversorgung in den letzten Jahren in Deutschland und international insgesamt beachtlich entwickelt hat, bleibt doch festzuhalten, dass sich diese Entwicklung bislang vor allem im Feld der spezialisierten Palliativversorgung vollzieht. Demgegenüber wird die Primärversorgung und der generalistische Ansatz zur Versorgung von Menschen am Lebensende in Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik vergleichsweise wenig fokussiert.
Die neu gegründete EAPC-Task Force „Palliative care in primary care“ soll dazu beitragen, diesem Missverhältnis entgegen zu wirken. Ein wesentliches Ziel dabei ist, die Zusammenarbeit zwischen Primärversorgern und Palliativ-Spezialisten auf wissenschaftlicher, politischer und praktischer Ebene zu intensivieren, um voneinander zu lernen und das Verständnis für unterschiedliche Ansätze und Vorgehensweisen zu verbessern.