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DOI: 10.1055/s-0032-1322938
Die Bedeutung der fortbestehenden Bindung zum Verstorbenen für die Verlustbewältigung: Integration theoretischer Überlegungen
Es wird die Rolle von „anhaltenden Bindungen” (continuing bonds) im Prozess der Bewältigung des Verlustes eines geliebten Menschen untersucht. Eine „anhaltende Bindung” (AB) wird dabei als das Vorhandensein einer fortdauernden innerlichen Beziehung zu einer verstorbenen Person definiert. Die wissenschaftlichen Meinungen waren während der letzten Jahrzehnte uneinheitlich in der Frage, ob es für die Bewältigung des Verlustes einer geliebten Person besser sei, diese Bindung loszulassen oder sie fortzuführen. Es ist wichtig diese Frage zu untersuchen, da – wie im ersten Teil des Vortrags ausgeführt – ein solcher Verlust für die meisten Menschen mit viel Leiden verbunden ist und für manche Menschen auch mit einer Beeinträchtigung ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit. Im Anschluss werden die verschiedenen wissenschaftlichen Ansichten zu AB dargestellt und die mit AB verbundenen Phänomene illustriert (z.B. kulturelle Unterschiede sowie die unterschiedliche Strategien, die Kinder gebrauchen und die Bindung mit den Verstorbenen aufrecht zu erhalten). Wie kann man die Unterschiede in den wissenschaftlichen Auffassungen miteinander in Einklang bringen? Hierzu liefert die Bindungstheorie (z.B., Bowlby, 1980) einen ersten Ansatz: dieser Theorie zufolge, hängt die Reaktion von Hinterbliebenen von der Sicherheit und der Art ihrer Bindungen zu anderen Personen ab. Diese postulierten Beziehungen werden beschrieben und in den Kontext eines Bewältigungsmodells, des „Dual Process Model” (Stroebe und Schut, 1999, 2010), gesetzt. Die wissenschaftliche Forschung muss untersuchen, für wen AB anwendbar ist und für wen nicht. Nach unserem Verständnis kann man keine allgemeinen Aussagen darüber machen, ob das Fortbestehen von Bindungen adaptiv oder schädlich ist. Dies hängt zu einem großen Teil von der Natur der Beziehung mit der verstorbenen Person ab sowie mit der Art der Strategien, mit denen die überlebende Person versucht, den Verlust zu bewältigen.