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DOI: 10.1055/s-0032-1322932
(Un-)Möglichkeiten des Zusammenwirkens der an der Palliativversorgung Beteiligten
Die Aufgabenstellung der Hospizarbeit und Palliativversorgung ist so komplex und unfassend, dass sie unbestritten nur von zahlreichen sehr unterschiedlichen Professionen bewältigt werden kann. Ärzte, Sozialarbeiter, Seelsorger, Psychologen, Physiotherapeuten und Ehrenamtliche werden als dort mindestens tätige Professionen genannt. Unbestritten ist, dass diese Berufsgruppen Patienten nur adäquat betreuen können, wenn sie nicht nebeneinander, sondern zusammen arbeiten. Teamarbeit ist integraler Bestandteil der Definition von Palliative Care.
Es ist aber eine offene Frage, wie erfolgreich sie umgesetzt und gelebt wird.
Palliativversorgung ist keine vollständig neue Disziplin, sondern eine Spezialisierung bereits existierender Professionen. Es ist ein Merkmal einer Profession, dass sie als Berufsgemeinschaft Standards, gemeinsam geteilte Ansichten, eine gemeinsame Sprache und letztlich eine gemeinsame Kultur entwickelt. Diese Kulturen teilen sogar weltweit einige in der Regel unbewusste Grundannahmen zum Wesen ihrer Arbeit, darüber, wie die Welt ist und wie sie sein sollte, was erfolgreich ist und was nicht und sie steuern damit Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen ihrer Mitglieder. Unterschiedliche Professionskulturen können eine tiefere Ursache für Dissonanzen und Störungen sein. Bleiben diese Dissonanzen unbewusst, können sie Veränderungen und Lernprozesse blockieren.
Sollen Lernprozesse und Veränderungen nachhaltig wirken, so brauchen sie Zeit zum Experimentieren und Reflektieren. Sie sind angewiesen auf Menschen, die bereit sind, ihre eigenen Routinen und Standpunkte zu erkunden und zu relativieren. Auf der Ebene des Teams, verstanden als soziales System von Menschen, die im beruflichen Handeln aufeinander angewiesen sind, braucht es keine Abwesenheit von Konflikten, keine Teams mit glatter Oberfläche oder polarisierte Teams, in denen jeder weiß, wo der andere steht, sondern erkennbare Ideenkonflikte, die Indikatoren für lernende Teams sind.