Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - A10
DOI: 10.1055/s-0032-1322900

Patientenbeteiligung und Klinische Ethikberatung

G Neitzke 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinisches Ethik-Komitee, Hannover, Germany

Ethikberatung stellt ein neues Paradigma für Einrichtungen des Gesundheitswesens dar. Neben dem Klinischen Ethikkomitee (KEK) als häufigster Implementierungsform haben sich auch andere Strukturen mit dem Ziel einer qualifizierten Ethikberatung in Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Hospizen oder im ambulanten Bereich etabliert.

Der neuartige Ansatz professioneller Ethikberatung liegt darin, dass moralische Bewertungen und Einschätzungen im Kontext von Behandlungsentscheidungen systematisch reflektiert und in einem konsensorientierten Prozess von allen Beteiligten und Betroffenen gemeinsam diskutiert werden. Das Ziel ist dabei eine im Konsens getroffene Behandlungsentscheidung, die auf einer umfassenden Informationsgrundlage von allen gemeinsam verantwortet und mit-getragen werden kann.

In diesem Prozess kommt neben Ärztinnen, Ärzten, Pflegenden und anderen an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen vor allem dem Patienten und seinen Bezugspersonen eine gewichtige Rolle zu. Aufgabe der Gesundheitsprofis ist es, fachlich validierte und medizinisch sinnvolle Therapieangebote zu erarbeiten. Dazu ist eine (selbst-)kritische Indikationsstellung erforderlich. Diese Therapieangebote müssen in einem Aufklärungsgespräch verständlich vermittelt werden. Der Patient wird dann von seinen Bezugspersonen und den Mitarbeitern der Gesundheitseinrichtung dabei unterstützt, eine Entscheidung für oder gegen die angebotenen Behandlungsformen zu treffen.

Der Zugang von Patienten zur Ethikberatung und deren Teilnahme an den Fallberatungen müssen also auf geeignete Weise gewährleistet sein. Darüber hinaus werden Modelle vorgestellt, wie Patientenbeteiligung auch auf Seiten des Ethikkomitees oder der Ethikberater realisiert werden kann. Patientenvertreter, medizinische Laien und/oder Menschen aus der Selbsthilfe haben auch als Ethikberater eine wichtige Funktion: Sie nehmen den ethischen Konflikt aus Sicht der Betroffenen wahr, dienen ihnen als Sprachrohr und schaffen Vertrauen in der Beratung.