Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A58
DOI: 10.1055/s-0032-1322858

Integrierte Versorgung Rückenschmerz – Anspruch und Realität

K Regenspurger 1, EJ Seidel 1, A Fischer 1
  • 1Zentrum für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Sophien- und Hufeland-Klinikum, Weimar

Rückenschmerzen zählen zu den größten therapeutischen und gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit in Deutschland. Moderne Behandlungsansätze verfolgen ein ganzheitliches Konzept, basierend auf der interdisziplinären Zusammenarbeit verschiedener Therapeutengruppen mit dem Ziel, eine kostenintensive Schmerzchronifizierung zu vermeiden oder zu vermindern. Eine innovative interdisziplinär-fachübergreifende Versorgung könnte durch den Versorgungsauftrag einiger Betriebskrankenkassen zur „integrierten Versorgung für Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen“ realisiert werden. Gegenstand des Versorgungsauftrags ist eine interdisziplinäre Diagnostik mit entsprechenden Assessments und Risikoklassifikation und ein darauf aufbauendes flexibles oder intensives Behandlungsprogramm, welches ebenso fachübergreifend erbracht wird. Hierbei werden funktionelle, psychologische und soziale Kontextfaktoren einbezogen und in der Schmerzbehandlung stärker auf die Beseitigung von Fähigkeitsstörungen und die Verbesserung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fokussiert. Damit soll eine verbesserte Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität in der Langzeitbehandlung von Rückenschmerzen erreicht und die Arbeitsfähigkeit wieder hergestellt werden, eine Chronifizierung der Krankheit abgewendet, stationäre Behandlungen vermieden und Kosten gesenkt werden und die beeinträchtigte Teilhabe in soziale und beruflichen Zusammenhängen wieder hergestellt werden. Ein entsprechend qualifiziertes Team bietet die einzelnen Behandlungselemente bestehend aus ärztlicher Therapie, Patientenschulung, Physikalischer Therapie, Krankengymnastik, Medizinischer Trainingstherapie, beruflich orientierter Konditionierung, psychologischer Therapie und Sozialdienstberatung „unter einem Dach“ an und führt die entsprechenden Assessments zu Beginn und nach Abschluss des multimodalen Rückenschmerztherapieprogramms durch. Das zugrundeliegende Konzept des Behandlungsvertrags zur integrierten Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen genügt somit modernsten Therapieansätzen. In der Praxis gelingt es jedoch nur sehr wenigen Patienten, die Vorzüge eines derart innovativen Behandlungsregimes in Anspruch nehmen zu können. Ein besonderes Anliegen soll es daher sein, das Programm mehr zur Kenntnis zu nehmen, für eine breitere Umsetzung zu sorgen und soweit möglich, langfristig den Kreis der Kostenträger zu erweitern.