Einführung: Für die Diagnostik der Pathomorphologie der Körperstrukturen im Bezug auf die Schmerzentstehung
gibt es viele Methoden. Für die Diagnostik der Qualität der muskulären Zusammenarbeit
im Bezug auf die Schmerzentstehung gibt es viel weniger Methoden. In dieser Arbeit
beschreibt man eine Methode genannt Posturale Somatooszillografie (pSOG). Mit der
pSOG testet man die segmentale posturale Stabilisierung während standardisierter Körperschwerpunktverlagerungen.
Die standardisierten Verlagerungen des Körperschwerpunktes finden auf der definiert
instabilen Fläche Posturomed statt. Die Verwendung der definiert instabilen Standfläche
ist nötig, um die posturalen Reserven zu aktivieren und eine eventuelle Dysfunktion
(Fehlsteuerung der stabilisierenden Muskelspiele) zu enthüllen. Während der Untersuchung
werden spezifische Übungen im Rahmen neuer posturalen Provokationstests (stepp/stand
Test) angewendet. Durch den neuen spezifischen posturalen Provokationstest unterscheidet
sich die neue Posturale Somatooszillografie von der Posturografie, sogar von der dynamischen
Posturografie. Ziel der Studie: Festzustellen, ob es eine Korrelation gibt zwischen der Qualität der segmentalen
posturalen Stabilisierung und der Entstehung haltungsbedingter Rückenschmerzen. Material und Methode: Es wurde 62 Patienten untersucht, 30 Personen völlig ohne Rückenschmerzen und 32
Personen mit haltungsabhängigen Rückenschmerzen. Beide Gruppen sind mit dem posturalen
Provokationstest stepp/stand getestet worden, der bereits seit 1992 in der klinischen
Praxis verwendet. Die Technik der Übungen beinhaltet 3 Schritte auf der Stelle, die
den Fuß des Spielbeines immer in die genaue Endposition bringen sollen. Diese Endposition
wird nach 3 Schritten im Einbeinstand genau 8 Sek. eingehalten. Danach hört der Proband
akustische Signale, die zu einer Antizipation führen sollen. Nach vorbereitenden 3
Tönen folgen 3 sog. Schritttöne. Bei jedem Schrittton hebt der Proband ein Bein in
eine genau definierte Position vor dem Körper. Der Einbeinstand ist genau definiert
und muss so eingehalten werden. 5x rechts und 5x links. Eine weitere Neuheit der Studie
ist die Auswertung der Daten, die durch pSOG erworben worden sind. Man hat erstmals
die Möglichkeit, kurzzeitige posturale Reaktionen (1 bis 2 Sekunden) und längere posturale
Reaktionen zu untersuchen. Die Dämpfung der Oszillationen zeigt die kurzzeitige posturale
Reaktion, die Werte der erreichten Signalminima oder der Fläche unter der Oszillationslinie
charakterisieren die längerfristige posturale Stabilisierung. Insgesamt sind 7 Parameter
definiert worden, die die Kybernetik der posturalen Stabilisierung quantitativ und
qualitativ auswerten lassen. Ergebnisse: Es hat sich gezeigt, dass eine hoch signifikante Korrelation zwischen der Qualität
der posturalen Stabilisierung und zwischen der Entstehung des low back pain existiert.
Wir konnten signifikant unterschiedliche Werte zwischen Probanden völlig ohne Rückenschmerzen
und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen finden. Schlussfolgerung: Die Untersuchung der posturalen Reaktibilität gibt wichtige Hinweise für weitere
Therapiezugänge zu dem Problem posturale Rückenschmerzen. Diese postural bedingten
Rückenschmerzen stellen den Großteil aller Rückenschmerzen dar, die als low back pain
bezeichnet werden.