Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A54
DOI: 10.1055/s-0032-1322854

Die Faszien, ihre Rezeptoren und die Entwicklung des Körperbildes

KH Quadflieg 1
  • 1Praxis, Düsseldorf

Fragestellung: Die Faszien sind ein komplexes System, das alle Strukturen umfasst und vernetzt. Sie haben eine Vielzahl von propriozeptiven Rezeptoren. Lässt sich diese Tatsache nutzen, um das Körperbild zu entwickeln? Methodik: Die faszialen Rezeptoren werden durch unterschiedliche Arten von Kontakt stimuliert: leichte Berührung, ziehen, drücken, komprimieren, Bestreichen der Haut, vibrieren, klopfen, begleiten von Minimalbewegungen. Auf diese Art wird das Körperbild bewusst gemacht und dann auf Veränderungen hin untersucht. Ergebnisse: Die Art des Kontaktes entscheidet über das Ergebnis. Die Berührung muss individuell an den Patienten und auf das Ziel hin angepasst werden. Folgende Qualitäten bestimmen die Art des Körperbildes insbesondere der Arme, der Beine und der Wirbelsäule: Helligkeit-Dunkelheit, das Bild einer Hülle, das Bild von kompakten und dichten Strukturen, Länge und Kürze. Die Änderungen im Körperbild sind mit neuen Spannungs- und Längenmustern auch der Muskulatur verbunden. Die Änderungen führen zu einer neuen Haltung, die spontan eingenommen wird und nicht willentlich aufrechterhalten werden muss. Darüber hinaus gibt es einen systemischen Effekt der Behandlung. D.h. auch Bereiche, mit denen man nicht gearbeitet hat, können ihr Körperbild und die Körperspannung ändern. Einseitige Veränderungen zeigen den Patienten deutlich, dass das veränderte Körperbild mit unterschiedlichen Spannungsmustern und Wohlbefinden verbunden ist. Diskussion: Die klinische Erfahrung zeigt, dass die fasziale Behandlung das Körperbild unmittelbar bewusst macht und ändern kann. Die Bewusstheit für das Körperbild, das direkt von den faszialen Rezeptoren herrührt, ermöglicht einen Vergleich mit dem mental gespeicherten Selbstkonzept. Selbstkonzept und Körperbild können über einen inneren Dialog einen selbstlernenden Prozess initiieren. Die sofortige Änderung d. Körperbildes sollte eine experimentelle Grundlage darstellen, Funktionskreise und Lernprozesse d. Gehirns zu untersuchen.