Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A47
DOI: 10.1055/s-0032-1322847

Fibromyalgien als Kombinationen habitueller Gelenksblockierungen mit Ansatztendinosen

A Model 1
  • 1Fachkliniken Sonnenhof GmbH in Höchenschwand, Freiburg

Ungefähr 120 Patienten, überwiegend Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren und nur vereinzelt Männer, kamen im Zeitraum von 14 Jahren mit der von anderer Seite gestellten Diagnose „Fibromyalgie“ zu Nachuntersuchungen. Alle orthopädisch und manualtherapeutisch Nachuntersuchten zeigten eine typische Sequenz von Gelenksblockierungen und zusätzlich Ansatztendinosen, eine Kombination von Faktoren, die das Beschwerdebild des Fibromyalgiesyndroms hinreichend erklärten und Wege zu erfolgreicher Behandlung boten. Blockierungen von Gelenken lagen im Bereich der SIG und in Höhen L5, der mittleren LWS, des unteren Rippenbogens, des mittleren und oberen Thorax und am zervikothorakalen Übergang. Ansatztendinosen befanden sich im Bereich der Hüften, am Pes anserinus, an den Fibulaköpfchen, Epikondylen des Ellbogens und Schultern. An wiederkehrenden Gelenksblockierungen litten die Patienten bereits seit der Jugend, Ansatztendinosen quälten zumeist erst später. Alle Nachuntersuchten zeigten hochnormale Seitverbiegungen der Wirbelsäule oder leichte Skoliosen mit Torsionen, sowie Differenzen der Höhen des Beckenoberrandes zwischen rechter und linker Seite, geprüft im Sitzen, mit einem Hochstand des Beckens auf der Gegenseite des Standbeines. Asymmetrie des Beckenoberrandes, Skoliose und Torsion sind wahrscheinlich Bedingungen für Blockierungen und deren Rezidive; Hormonveränderungen in der Prämenopause und Menopause und anormale Schilddrüsenhormonspiegel, die bei allen männlichen sowie bei einigen weiblichen Patienten vorlagen, sind für die Genese der Tendinosen mit in Betracht zu ziehen. Daraus folgt: 1. Die Diagnose „Fibromyalgie“ erfordert Untersuchung des Rückens auf Skoliose und Blockierungen, Prüfung des Beckenoberrandes im Sitzen, Kontrolle der Sehnenansätze und der Schilddrüse. 2. Zur Prophylaxe sollten Diagnose und Therapie einer leichten Fehlstatik mit konsekutiven Wirbelgelenksblockierungen früh erfolgen, ehe Ansatztendinosen hinzutreten.