Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A43
DOI: 10.1055/s-0032-1322843

Wirkeffekte eines standardisierten Osteoporosetrainings auf den Knochen und Sturzparameter bei postmenopausaler Osteoporose – eine 2-jährige Prospektivstudie

U Lange 1, U Müller-Ladner 1
  • 1Kerckhoff-Klinik; Universität Gießen, Bad Nauheim

Hintergrund: Patienten mit einer Osteoporose weisen oft ein erhöhtes Sturzrisiko mit konsekutiven Frakturen infolge eines Defizits in Kraft, Ausdauer, Koordination und Balance auf (1). Fragestellung/Methodik: Prospektiv wurde der Einfluss eines standardisierten 1x wöchentlichen Osteoporosetrainings bei 25 Patientinnen mit postmenopausaler Osteoporose (Durchschnittsalter 68 Jahre, unter einer Bisphosphonattherapie und adäquaten Kalzium-/Vitamin D-Supplementation) auf die Knochendichte (BMD/T-Score ges. re. SH und LWK 1–4), auf die Koordination/Balance (Kippelbrett, Tandemstand, Zirkel), Kraft und Ausdauer (chair-rising-Test, Einbeinstand), Marker des Knochenstoffwechsels (Osteocalcin, Crosslaps) und die Schmerzempfindung (VAS 1–100) untersucht. Zur Kontrolle dienten 17 altersvergleichbare Osteoporose-Patientinnen (unter gleicher osteoprotektiver Medikation) ohne Osteoporosetraining. Nach Randomisierung auf beide Gruppen erfolgten baseline, nach 1 und 2 Jahren die Untersuchungen. Das 1x wöchentliche Osteoporose-Gruppentraining beinhaltete 20 Min. Aufwärm- und Dehnübungen, 15 Min. Lauftraining, 30 Min. Balance-Training mit statischen und dynamischen Übungen; alle Teilnehmer hatten ein Manual mit Instruktionen und Illustrationen zu den Übungen. Ergebnisse: Die Sportgruppe (SG) zeigte nach 2 Jahren am ges. re. SH eine signifikante Zunahme der BMD (p<0,02) im Vergleich zum Ausgangswert als auch vs. der Kontrolle (p<0,015). Bei der Kontrollgruppe (KG) war nach 2 Jahren ein Abfall der BMD am ges. re. SH. gegeben. An der LWS war eine tendenzielle Zunahmen in beiden Gruppen zu objektivieren. Bei der Kraft und Ausdauer zeigte der chair-rising-Test eine tendenzielle Verbesserung in bd. Gruppen, beim Einbeinstand war nach 1 Jahr eine signifikante Besserung in bd. Gruppen (p<0,01), nach 2 Jahren nur noch signifikant in der SG (p<0,01) zu sehen. Beim Kippelbrett war nach 1 Jahr eine tendenzielle Verbesserung in bd. Gruppen, nach 2 Jahren hochsignifikant nur noch in der SG (p<0,01) objektivierbar. Die Zirkelübung zeigte signifikant bessere Werte in der SG nach 1 Jahr (p<0,03), mit weiterer Verbesserung nach 2 Jahren (p<0,01). Keine signifikanten Unterschiede zeigten sich in der SG und KG beim Tandemstand. Osteocalcin zeigte nach 1 und 2 Jahren nur in der SG einen signifikanten Anstieg (p<0,01), bei den Crosslaps war wiederum nur in der SG ein signifikanter Abfall zu sehen (p<0,01). Die Schmerzen (VAS) besserten sich signifikant in der SG schon nach 1 Jahr und nach 2 Jahren (p<0,01), jedoch nicht in der KG. Diskussion: Ein regelmäßiges standardisiertes 1x wöchentliches Training erbrachte bei Patientinnen mit postmenopausaler Osteoporose eine signifikante Zunahme der Knochendichte am ges. re. SH bei tendenzieller Zunahme an der LWS, in keiner Gruppe resultierte im Beobachtungszeitraum eine Fraktur. Die Koordination/Balance sowie Kraft und Ausdauer konnten in der SG zum Teil signifikant verbessert werden. Die Knochenstoffwechselmarker zeigten nur in der Sportgruppe eine Verschiebung in Richtung Knochenaufbau, die Schmerzen nahmen zudem signifikant nach 1 und 2 Jahren ab. Ein standardisiertes, nur 1x wöchentliches Osteoporosetraining bewirkt bei postmenopausalen Patientinnen mit Osteoporose unter einer BP-Therapie im Vergleich zu einer KG signifikant positive Effekte auf den Knochenmetabolismus, die Knochendichte und Parameter mit Einfluss auf das Sturzrisiko. Neben der osteoprotektiven Therapieeinstellung sollten ärztlicherseits alle Patienten zu einem Osteoporose-Training animiert werden.