Hintergrund: Wärmetherapeutische Maßnahmen bewirken bei degenerativen Veränderungen des Bewegungssystems
überzufällig häufig eine gute Beschwerdelinderung im multimodalen physikalischen Therapiekonzept
(1). Je nachdem ob die Heiltorftherapie seriell lokal (Packung) oder großflächig (Bäder)
erfolgt, könnte mit unterschiedlichen Reaktionen zu rechnen sein. Fragestellung/Methodik: Untersucht wurde der Einfluss einer seriellen Heiltorftherapie (9 Behandlungen während
der REHA) auf die funktionale und funktionelle Gesundheit (Funktionsfragebogen Hannover
– FFbH, Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index – WOMAC, Health
Assessment Questionnaire – HAQ, Visuelle Analog Skala – VAS) sowie molekulare Wirkungen
(BSG, CRP, Interleukin ([IL]-1β, IL-10) bei 59 Patienten mit Gon- u./o. Coxarthrose.
22 Patienten (Durchschnittsalter 50J.) erhielten seriell Heiltorfbäder (45°C, 30 Min.),
37 Patienten (Durchschnittsalter 67J.) erhielten seriell lokale Heiltorfpackungen
(45–47°C, 30 Min.). In beiden Gruppen bestand eine stabile NSAR-Medikation, zudem
erhielten alle das gleiche differenzialindikative physikalische Therapieprogramm (KG,
Massagen, Elektrotherapie, Ergotherapie). Die Untersuchungen erfolgen baseline und
nach Beendigung der seriellen Heiltorfapplikation. Zudem wurden die Patienten gebeten
den Stellenwert der Heiltorfbehandlung im multimodalen Therapiekonzept mit einer Schulnote
zu bewerten. Ergebnisse: Sowohl die lokale wie auch Ganzkörperheiltorfapplikation bewirkte in beiden Kollektiven
eine signifikante Besserung im FFbH, HAQ und WOMAC, neben einer signifikanten Schmerzlinderung
(p jeweils <0,001; Wilcoxon-Test). Bei der BSG und dem CRP ergaben sich keine signifikanten
Veränderungen durch die serielle Therapie (sämtliche Werte waren normwertig), jedoch
war ein signifikanter Abfall in beiden Gruppen beim IL-1ß und ein signifikanter Anstieg
beim IL-10 zu objektivieren (p jeweils <0,001; Wilcoxon-Test). Die Patienten benoteten
den Stellenwert der Heiltorfbehandlung mit 1,6. Diskussion: Die physikalische Komplextherapie mit seriellen Heiltorfbädern wie auch -packungen
bewirkte bei degenerativen Veränderungen der Knie- und Hüftgelenke eine signifikante
Schmerzlinderung, signifikante Verbesserung von Parametern der funktionalen und funktionellen
Gesundheit sowie einen Abfall des pro-inflammatorischen Zytokins IL-1ß und signifikanter
Erhöhung des anti-inflammatorischen Zytokins IL-10 (Anmerkung: beim IL-10 Resultat
handelt es sich um eine Erstbeschreibung). Die Veränderungen der Zytokine deuten auf
eine Modulation i.S. einer „Knorpel- und Knochenprotektion“ hin. Die Resultate unterstreichen
den Stellenwert der Heiltorftherapie im multimodalen REHA-Therapiekonzept. Von Patientenseite
wurde angegeben, dass eine Klinik mit dieser Therapiemöglichkeit zukünftig favorisiert
würde. Literatur: (1) Lange U. Physikalische Medizin in der Rheumatologie unter Berücksichtigung Evidenz-basierter
Daten, Ligatur-Verlag, Stuttgart, 2008