Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A38
DOI: 10.1055/s-0032-1322838

Rehabilitationskliniken in Deutschland – eine Standortbestimmung

C Kühne 1, L Moosdorf 1, F Debus 1, S Rucholtz 1
  • 1Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Marburg

Einleitung: Durch die Organisation regionaler TraumaNetzwerke konnte in den vergangenen Jahren eine zunehmende Vernetzung von Akutkliniken vorgenommen worden. Um zukünftig die vorhandenen Rehabilitationseinrichtungen optimiert in die Netzwerkstrukturen des TraumaNetzwerk DGU einbinden zu können, erfolgte eine numerische Erhebung aller hierfür in Frage kommenden Rehabilitationskliniken in Deutschland. Material und Methode: Anhand a) eines Verzeichnisses zu Krankenhäusern und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland und b) einer händisch durchgeführten Internet- und Datenbank wurden alle Rehabilitationskliniken mit relevantem Patientengut herausgesucht und in die weitere Analyse eingeschlossen und mit Daten des Statistischen Bundesamtes verglichen und korreliert. Ergebnisse: Insgesamt fanden sich in Deutschland 551 Rehakliniken mit orthopädischem, traumatologischem und geriatrischen Patientengut -entsprechend einer durchschnittlichen Anzahl von 20 Rehakliniken pro Bundesland. Die geringste Anzahl an Rehakliniken findet sich dabei in den Stadtstaaten Bremen (n=1), Hamburg (n=1) und Berlin (n=6), die meisten Rehakliniken stehen in Bayern (n=136), Baden-Württemberg (n=107), Nordrhein-Westfalen (n=61) und Hessen (n=49). Die höchste Anzahl an Rehabetten findet sich mit 18.040 Betten in Bayern, es folgen Baden-Württemberg mit 16.081 Betten und Nordrhein-Westfalen mit 12.047 Betten. Mit nur 70 Rehabetten weist Hamburg bei den Stadtstaaten die geringste Ausstattung im bundesweiten Vergleich auf. Die durchschnittliche Versorgungsfläche pro Reha-Klinik beläuft sich in Deutschland auf 648 km2. Mit 149km2 pro Rehaklinik stellt sich das Verhältnis in Berlin mit am günstigsten dar, gefolgt vom Saarland (234 km2) von Baden-Württemberg (334km2) und Bremen (404km2). Das größte Einzugsgebiet mit 2.106km2 müssen Rehakliniken in Brandenburg versorgen, es folgen Sachsen-Anhalt (2045km2), Mecklenburg-Vorpommern (1288km2) und Niedersachsen (1036 km2). Das durchschnittliche Verhältnis von Akutkrankenhaus zu Reha-Klinik liegt bei 1,6:1 Mit einem Verhältnis von durchschnittlich 1:1 weisen Bayern, Baden-Württemberg, das Saarland, Hessen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern das günstigste Verhältnis auf. Mit 11 Akutkrankenhäusern pro Rehaklinik weist Hamburg das schlechteste Verhältnis auf, gefolgt von Bremen (9:1), Berlin (3:1), Sachsen-Anhalt (3:1) und Nordrhein-Westfalen (3:1). Durchschnittlich verunfallen jährlich 680 Personen pro Reha-Klinik; dabei zeigt das Verhältnis in den Stadtstaaten Hamburg (n=9.195), Bremen (n=3.445) und Berlin (n=2.467), ebenso wie in Nordrhein-Westfalen (n=1.206) hohe Unfallzahlen/Rehaklinik auf. Am günstigsten ist dagegen das Verhältnis von Unfällen/Rehaklinik mit 378 Unfällen/Rehaklinik in Mecklenburg-Vorpommern, ebenso wie in Baden-Württemberg (n=422), dem Saarland (n=484) und Thüringen (n=495). Zusammenfassung: Wenngleich die rehabilitative Versorgung von Patienten mit orthopädisch-traumatologischen Verletzungen und Erkrankungen insgesamt in Deutschland in einer hohen Zahl vorgehalten wird, so sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern doch erheblich. Um eine ungerichtete Verlegung schwer- und schwerstverletzter Patienten in weitentfernte Rehabilitationseinheiten zu reduzieren und die strukturellen, apparativen und organisatorischen Voraussetzungen zur Rehabilitation weiter zu optimieren, sollte die Zusammenarbeit zwischen Rehabilitationsklinik(en) und regionalem oder lokalem TraumaNetzwerk intensiviert werden.