Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A35
DOI: 10.1055/s-0032-1322835

Demenz und Schmerz

B Kieslich 1
  • 1Ilse Kubaschewski Stiftung, Starnberg

Die Diagnose Schmerz bei einem dementen Patienten zu stellen, verlangt ein hohes Maß an Erfahrung und eine sichere Dokumentation. Wir wissen, dass ca. ein Viertel der älteren Menschen unter Schmerzen leiden. Im Gegensatz zu dem in seiner Kognition erhaltenen älteren Patienten besteht die Schwierigkeit der an Demenz erkrankten Menschen darin, ihre Schmerzen zu artikulieren, sie zu beschreiben oder überhaupt grundsätzlich den Schmerz zu äußern. Schmerz ist ein subjektives Empfinden. Die Behandlung und die Kontrolle der Wirksamkeit der Behandlung setzt in der Regel die Mitarbeit des Patienten voraus. Angaben zu Ort, Art, Dauer und Stärke der Schmerzen sind häufig von dem an Demenz erkrankten Menschen nicht zu erfragen. Schmerzskalen sind daher häufig schon im frühen Stadium der Demenz nicht mehr einsetzbar. Daraus folgt, dass bei der Schmerzerfassung beim Demenzpatienten auf Beobachtungen während seiner Alltagsaktivitäten zurückgegriffen werden muss. Eine einheitliche Dokumentation aller den Demenzpatienten behandelnden Berufsgruppen, eine hohe Sensibilität für die Reaktionen der an Demenz erkrankten Menschen und ein sicheres Wissen über die Wirkweise der eingesetzten Schmerzmedikamente, die häufig zu einer vermehrten Verwirrtheit bei der vorbestehenden Grunderkrankung führen, sind die Grundlagen für eine zielgerichtete und hoffentlich wirksame Schmerzbehandlung der Demenzpatienten.