Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A34
DOI: 10.1055/s-0032-1322834

Muskelkraft und selbsteingeschätzte körperliche Leistungsfähigkeit bei österreichischen Glioblastom-Patienten

M Keilani 1, C Krall 1, C Marosi 1, B Flechl 1, K Diekmann 1, G Widhalm 1, M Marhold 1, R Crevenna 1
  • 1Univ. Klinik f. Physikalische Medizin u. Rehabilitation, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Die vorliegende Studie hatte die Beschreibung der motorischen Grundeigenschaft „Kraft“ (vor und nach Chemoradiatio) und deren Auswirkung auf die Leistungs- und Funktionsfähigkeit von Glioblastom (GBM)-Patienten zum Ziel. Methodik: 24 Patienten (m:f=19:5, 52±14a, BMI=26±3kg/m2) wurden in die vorliegende Pilot-Studie eingeschlossen. Es wurden bei jedem Patienten eine „Handdynamometrie“ mit Ermittlung der Faustschlusskraft (Jamar®) sowie eine isokinetische Dynamometrie der Strecker und Beuger der Kniegelenke (Biodex®-3) vor und nach Chemoradiatio (Abstand zwischen den Messungen=14±9 Wochen) durchgeführt. Die Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Patienten wurde mittels der Subskalen „Körperliche Funktionsfähigkeit“ (PFI) und „Körperliche Rollenfunktion“ (ROLPH) des SF-36 Health Survey erfragt. Ergebnisse: Das maximale Drehmoment der Knieextensoren (maximales Drehmoment) lag deutlich unter den alters- und geschlechtsspezifischen Erwartungswerten (p<0,0001). Verglichen mit alters- und geschlechtsspezifischen Referenzwerten konnten signifikante Defizite der selbsterfassten Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Patienten (ROLPH: p<0,0001; PFI: p=0,010) gefunden werden. Sowohl Faustschlusskraft als auch maximales Drehmoment zeigten signifikante (negative) Korrelationen mit der Subskala PFI (maximales Drehmoment: p<0,001; Faustschlusskraft: p<0,001). Maximales Drehmoment (p=0,337), Faustschlusskraft (p=0,995), PFI (p=0,824), und ROLPH (0,594) änderten sich im Zeitverlauf (vor und nach Chemoradiatio) nicht signifikant. Diskussion: Im Rahmen der vorliegenden Studie an GBM-Patienten (vor und nach Chemoradiatio) konnten deutliche Defizite der Kraft der Knieextensoren und der selbsterfassten körperlichen Leistungs- und Funktionsfähigkeit gefunden werden. Die Rehabilitation dieser Patienten sollte Optionen zur Verbesserung der motorischen Grundeigenschaft Kraft inkludieren.