Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A23
DOI: 10.1055/s-0032-1322823

Erfahrungen mit Kryotherapie bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen

S Fetaj 1
  • 1Weserland-Klinik Bad Seebruch, Vlotho

Die Kryotherapie/Kältetherapie zur Analgesie und Unterdrückung von Entzündungen in verschiedenen Formen ist seit Jahrhunderten bekannt. Schon im Jahr 1650 soll Arthritispatienten die Behandlung der betroffenen Gelenke mit sehr kaltem Wasser empfohlen worden sein. Die Kryo-/Kältetherapie wird in unterschiedlichen Formen durchgeführt und variiert in der Zeitdauer methodenabhängig. Während kurzzeitige Kälteanwendungen vorwiegend Gefäßreaktionen auslösen (primäre Vasokonstriktion, sekundäre Vasodilatation), induziert die langfristige Kryotherapie eine anhaltende Abkühlung der Gewebe mit einer Reduktion von Durchblutung und lokalem Stoffwechsel und wirkt analgetisch sowie antiphlogistisch. Durch lokale Abkühlung mit Temperaturen weit unter Null Grad wie z.B. durch 180°C kalten Stickstoff oder durch eine Kältekammerbehandlung von –110°C kalter Luft werden Schmerzen schlagartig gehemmt. Durch Schmerz- und Entzündungshemmung wird die Spannung im Gelenk nachlassen, sodass die Gelenke besser bewegt werden können, die Durchblutung zunimmt und die Entzündungsstoffe abtransportiert werden. Im Kreis der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen liegen am meisten Erfahrungen mit Ganzkörperkältetherapie bei Spondylitis ankylosans und chronischer Polyarthritis vor. Auch die Patienten mit Kollagenose und Raynaud-Syndrom, bei denen in einigen Kältetherapie-Zentren die Ganzkörperkältetherapie als kontraindiziert gilt, profitieren gerade von dieser Therapieform. Gestützt auf eigene Erfahrungen und derzeit vorliegende Studien im akut-klinischen und rehabilitativen Bereich kann man konstatieren, dass die Ganzkörperkältetherapie eine

  • Schmerzreduktion bzw. -aufhebung

  • Entzündungshemmung sowie Ödemverminderung (Hemmung von Zytokinen)

  • Funktionsverbesserung der Gelenke und Wirbelsäule

  • Leistungssteigerung und Besserung des Allgemeinbefindens und

  • Immunmodulation

  • Reduktion des Medikamentenverbrauches

bewirkt.

Die Ganzkörperkältetherapie ist in diesem Zusammenhang als eine wirksame additive physikalische Therapie, speziell bei rheumatischen Erkrankungen zu verstehen, die bei konsequenter Anwendung mithelfen kann, die Entzündungsaktivität zu reduzieren, die Funktion der Wirbelsäule und Gelenke zu verbessern sowie die Leistungsfähigkeit des Patienten zu steigern.