Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A20
DOI: 10.1055/s-0032-1322820

Aktivierungsmuster linearer Armbewegungen bei Spastik nach Schlaganfall – Vergleich zu Gesunden

M Ebke 1, S von Werder 1, H Pickenbrock 1, F Bergamo 1, C Disselhorst-Klug 1
  • 1Dr. Becker Rhein-Sieg Klinik, Nümbrecht

Fragestellung: Knapp 10% der Menschen nach Schlaganfall leiden unter einer Spastik. Diese ist schwer behandelbar, weil nicht nur einzelne Muskeln, sondern gerade deren Zusammenspiel erheblich gestört ist. Zu diesem Koordinationsproblem gibt es wenig Daten. Wir haben daher ein Elektromyografieverfahren entwickelt und getestet an Bewegungsmustern der oberen Extremität (M. biceps, M. brachioradialsis und M. triceps) bei gesunden Probanden sowie Patienten mit Spastik der oberen Extremität. Ziel der Arbeit war die Identifikation von Bewegungsmustern mit pathologischen Koaktivierungen antagonistischer Muskeln in der linearen wie rotatorischen Bewegung bei Armspastik. Methodik: Mithilfe eines visuellen Feedbacks wurden den Probanden/Patienten unterschiedliche Bewegungstrajektoren in verschiedenen Geschwindigkeiten vorgegeben. Synchron zur Bewegung konnte die elektrische Muskelaktivität mittels Oberflächen-Elektromyografie (SEMG) detektiert werden. Dabei wurden für die obere Extremität ADL-relevante Bewegungabläufe (z.B. Glas heben) standardisiert und ausgeführt. Aus den Aktivitätssignalen analysierten wir die Bewegungsmuster. Die Muskelaktivierung in der linearen wie rotatorischen Bewegung von sechs gesunden Probanden wurde verglichen mit sechs Patienten, die eine Spastik der oberen Extremität zeigten. Ergebnisse: Bei gesunden Probanden ließ sich die Aktivität der untersuchten Muskel in der linearen Bewegung klar in einem zeitlich auf die Bewegung ausgerichteten Aktivitätsmuster darstellen. Bei spastisch bewegungsgestörten Patienten war dieses Verhältnis von Aktivität und Inaktivität komplett aufgehoben. Diskussion: Das vorgestellte Verfahren mit EMG-Oberflächenelektrodenmessungen ermöglicht eine individuelle Korrelation von durchgeführten linearen Bewegungsmustern mit Auftreten pathologischer Koaktivierung. Aus der Messung dargestellter Koaktivierung wird ein Vergleich zu klinisch auftretenden unterschiedlichen Spastikmustern für die obere Extremität gezogen.