Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A11
DOI: 10.1055/s-0032-1322811

Aktuelle wissenschaftliche Daten und Ansätze zur Effektivität und Effizienz von therapeutischem Ultraschall und Elektrotherapien

R Crevenna 1, A Naka 1, M Keilani 1
  • 1Univ. Klinik für PM&R, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Die Effektivität und Effizienz von Ultraschall- und Elektrotherapien wird häufig hinterfragt, weswegen die aktuelle wissenschaftliche Datenlage bewertet werden soll. Methodik: Übersicht über die wissenschaftliche Datenlage (Stand Mai 2012). Ergebnisse: Alle Ergebnisse findet man via www.oegpmr.at. Für Ultraschall und TENS konnten zahlreiche Indikationen mit Level-A- und Level-B-Evidenz gefunden werden. Für Iontophorese, Interferenzstrom, Kurzwelle wurden zahlreiche Indikationen mit Level-B-Evidenz identifiziert. Für Kombinationen (Zweierkombinationen wie Interferenzstrom plus Kurzwelle oder Ultraschall oder TENS oder Kurzwelle plus Hot packs oder Dreierkombinationen wie Ultraschall plus TENS plus Hot packs) wurde mehrfach Level-B-Evidenz beschrieben. Der Großteil der gefundenen Indikationen umfasst das (muskuloskeletale) Schmerzsyndrom, also Zustände, die hohe Ausgaben des Gesundheitssystems nach sich ziehen bzw. mit Therapien mit teils hohen Nebenwirkungsraten behandelt werden müssen. Diskussion: Die Applikation physikalischer Modalitäten kann – richtig rezeptiert – weitgehend nebenwirkungsfrei über eine Verminderung von Symptomen zur Verminderung von Krankenstandstagen und Einsparung von Medikamenten führen. Für die Pharmakotherapie im Rahmen der EBM geltende Nachweiskriterien (Dosisstandardisierung, Verblindung, Placebovergleich, individuelle Reizempfänglichkeit, Mehrfachtherapien, Anzahl der zu untersuchenden Krankheitsentitäten/-stadien sowie der vielen möglichen Behandlungslokalisationen etc.) sind zur Beschreibung des Wirkungsgrades physikalischer Modalitäten nicht geeignet und sollten daher modifiziert werden – oder die vorhandene Studienlage sollte durch sowohl in Wissenschaft (Habilitation) und klinischer Praxis erfahrene Physikalische Mediziner (ohne Interessenskonflikt und im Idealfall mit Ökonomieausbildung) für die Kostenträger hinsichtlich Effektivität und möglicher Effizienz interpretiert und aufbereitet werden.