Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A9
DOI: 10.1055/s-0032-1322809

Akzeptanz der Biofeedbacktherapie mit Vaginalsonde bei Wiener Frauen türkischer Herkunft

R Crevenna 1, F Cenik 1, M Keilani 1
  • 1Univ. Klinik für PM&R, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Biofeedbacktherapie/Beckenbodenreedukation mit Vaginalsonde ist die effektivste konservative Therapie der Harninkontinenz. Gerade Frauen türkischer Herkunft werden durch die Funktionsstörung Inkontinenz im sozialen Zusammenleben oder in der Ausübung religiöser Riten beeinträchtigt. Die Applikation einer Vaginalsonde berührt die Intimität und könnte für viele Frauen – u.a. abhängig von religiös-kulturellen Prägungen – ein Tabuthema darstellen. Wie wird die Biofeedbacktherapie mit Vaginalsonde bei Wiener Frauen türkischer Herkunft akzeptiert? Methodik: Nach Bewilligung durch die Ethikkommission der Medizinischen Universität Wien wurde – nach vorheriger Erklärung der Möglichkeiten und des Ablaufs der Methode Biofeedback durch eine Nativ Speakerin – eine (zweisprachige) Fragebogenuntersuchung zur Akzeptanz der Biofeedbacktherapie mit Vaginalsonde an 402 (39±13, 18–77 Jahre) Wiener Frauen türkischer Herkunft, wobei u.a. auf Herkunft, Berufstätigkeit, Partnerstatus, Vorerkrankungen, Jungfräulichkeit, Religiosität sowie das Vorhandensein von Inkontinenz und das Wissen um die Methode „Biofeedback“ eingegangen wurde, durchgeführt. Ergebnisse: Nur 1% der Teilnehmerinnen kannte Biofeedback. Die Hälfte der Teilnehmerinnen war sehr, weitere 40% „durchschnittlich“ religiös. 25% (n=96 vs. 306) der Teilnehmerinnen waren inkontinent, wobei 92% davon unbehandelt waren. Von allen Frauen würden 75% der Frauen eine Therapie mit Vaginalsonde akzeptieren. Hiervon würden den bereits harninkontinenten Frauen (n=96) 72% und von den (noch) kontinenten Frauen 76,1% (n=233) im Falle einer späteren Inkontinenz eine Biofeedbacktherapie mit Vaginalsonde in Anspruch nehmen. Diskussion: Diese Ergebnisse weisen auf eine hohe Akzeptanz der Biofeedbacktherapie mit Vaginalsonde – sowohl bei bereits inkontinenten als auch noch nicht inkontinenten „Wiener Türkinnen“ – hin. Hierbei scheinen v.a. soziale und medizinische Gründe als Beweggründe für die Annahme verantwortlich zu sein.