Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A6
DOI: 10.1055/s-0032-1322806

Verlaufskontrolle gangassoziierter Bewertungsparameter bei Patienten mit Oberschenkelorthesenversorgung nach Poliomyelitis anterior acuta

B Bocker 1, UC Smolenski 1
  • 1Institut für Physiotherapie, Jena

Fragestellung: Sind Muskelaktivitätsänderungen durch eine Orthesenversorgung gangphasenabhängig bei Patienten mit Postpoliosyndrom eruierbar und welche Bedeutung können sie haben? Methodik: Während 3-monatiger baseline ohne Orthese und 3-monatigem Oberschenkelorthesengebrauch werden die mittlere Amlitude des Oberflächen-EMG definierter Rumpf- und Beinmuskeln sowie der Kniewinkel während der Belastungsantwort in der Standphase und die Standphasendauer von 10 Patienten mit Knieinstabilität, Beinachsenabweichung und Fußheberschwäche durch Poliomyelitis anterior acuta gemessen. Ergebnisse: Signifikante Amplitudenerhöhungen konnten am instabilen Bein durch Orthesengebrauch im M. obliquus internus abdominis (9,0µV) und im M. gluteus medius (10,8µV) bei Amplitudensenkung im M. rektus femoris,vastus lateralis und medialis (4,1; 3,0; 15,77µV) beobachtet werden. Am stabilen Bein stieg die EMG-Amplitude beim Tragen der Orthese ebenfalls im M. glutues medius um 12,5 und im M. bizeps femoris um 2,4µV bei gleichzeitiger Reduktion im M. obliquus externus abdominis um 12,9µV. Gangphasenabhängig besteht die Tendenz der Reduktion des überstreckten Kniewinkels des instabilen Beines beim Auftritt, während die Standphase des stabilen Beines im Gang mit Orthese signifikant um 16%verkürzt wird. Dieses korreliert auf der stabilen Seite mit der erhöhten EMG-Amplitude des M. obliquus externus abdominis und auf der instabilen Seite mit der erhöhten Aktivität des M. gluteus medius. Diskussion: Es ist anzunehmen, dass eine erhöhte Aktivität des M. bizeps femoris und gluteus medius sowie der Bauchmuskulatur zur Stabilisierung des Orthesenganges notwendig ist,während der M. quadrizeps des instabilen Beines entlastet wird. Besonderer Wert sollte auf die Aktivität der Rumpfmuskulatur gelegt werden. Es wird empfohlen, EMG-Messungen zur Indikationsstellung der Orthesenversorgung zu nutzen.