Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A3
DOI: 10.1055/s-0032-1322803

Der Work Ability Index als Screening für Rehabilitationsbedarf: Längsschnittergebnisse des zweiten Sozialmedizinischen Panels für Erwerbspersonen

M Bethge 1, FM Radoschewski 1, C Gutenbrunner 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitationsmedizin, Koordinierungsstelle Angewandte Rehabilitationsforschung

Fragestellung: Untersucht wurde, ob die deutsche Version des Work Ability Index (WAI) prognostische Bedeutung für Rehabilitationsbedarf und erwerbsbezogene Aktivitäts- und Teilhabeeinschränkungen hat. Methode: Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Bund wurden 2009 und 2010 schriftlich zu Arbeitsfähigkeit (WAI), gesundheitsbezogener Lebensqualität (SF-36), Inanspruchnahme primärer Gesundheitsdienstleistungen, erwerbsbezogener Teilhabe und Indikatoren subjektiven Rehabilitationsbedarfs befragt. Ergebnisse: Die Analysen berücksichtigen 1036 mindestens halbtags beschäftigte Angestellte (Mittleres Alter: 50,9 Jahre; 44,1% weiblich). Die Eindimensionalität des WAI wurde mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse bestätigt (GFI=0,957). Regressionsanalysen zeigten, dass schlechte (7–27 Punkte) und moderate Arbeitsfähigkeit (28–36 Punkte) mit geringerer gesundheitsbezogener Lebensqualität und häufigerer Inanspruchnahme primärer Gesundheitsdienstleistungen ein Jahr später einhergingen. Personen mit schlechter Arbeitsfähigkeit hatten nach einem Jahr 4,6-mal höhere Odds für Arbeitslosigkeit und 12,2-mal höhere Odds längerer Arbeitsunfähigkeit als die Referenzgruppe mit guter bzw. sehr guter Arbeitsfähigkeit (37–49 Punkte). Die Odds für ein subjektives Rehabilitationsbedürfnis, die Absicht einer Rehabilitationsantragsstellung und die tatsächliche Inanspruchnahme medizinischer Rehabilitation nach einem Jahr waren 9,7, 5,7 bzw. 3-mal höher für Personen mit schlechter Arbeitsfähigkeit und 5,5, 4 bzw. 1,8-mal höher für Personen mit moderater Arbeitsfähigkeit. Diskussion: Der WAI hat prognostische Bedeutung für Rehabilitationsbedarf und rehabilitationsrelevante Einschränkungen von Aktivität und Teilhabe. Als Screening-Instrument könnte er Haus- und Betriebsärzte unterstützen, um Rehabilitationsbedarf festzustellen und die betroffenen Personen zu einer Antragstellung zu ermutigen.