Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A1
DOI: 10.1055/s-0032-1322801

Neuraltherapeutische Quaddelung mit Procain 0,5% bei HWS-Syndrom

E Atabas 1
  • 1Zentrum für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Bonn

Fragestellung: Das Schulter-Nackensyndrom ist oft assoziiert mit einem erhöhten Ruhetonus des Pars descendes des Trapeziusmuskels. Diese Tonuserhöhung kann mittels Oberflächen Elektromyografie (EMG) gemessen werden. Neuraltherapeutische Quaddelungen mittels Lokalanästhetika gehören zu den therapeutischen Maßnahmen, welche in der ambulanten Versorgung von Patienten oft zum Einsatz kommen. Unser Ziel war es zu untersuchen, ob Quaddelungen mit Procain entlang des M. Trapezius zu einer schnellen Minderung der Muskelspannung sowie zu einer zügigen Schmerzlinderung führen können. Methodik: In dieser Pilotstudie wurden 10 Patienten (Alter 46,7±15,8), welche sich mit akuten HWS-Beschwerden in unserer Sprechstunde vorstellten, mittels neuraltherapeutischer Quaddelungen mit Procain im Schulter-Nackenbereich behandelt. Direkt vor der Therapie wurde eine Ruhetonusmessung des Pars Descendes des M. Trapezius mittels Oberflächen-EMG durchgeführt. Zusätzlich wurde die subjektive Schmerzeinschätzung des Patienten mithilfe einer visuellen Analogskala (VAS) erhoben. Einschlusskriterien waren chronischer Schulter-Nackenschmerz mit einer akuten Verschlimmerung der Beschwerden innerhalb der letzten 24 Stunden. Ausschlusskriterien waren Schwangerschaft, neuromuskuläre und neurologische Krankheiten, Muskelatrophie und radikuläre Symptomatik. 10 Minuten nach Quaddelung wurde eine erneute Messung sowie eine Schmerzevaluation durchgeführt. Ergebnisse: Es konnte eine Muskeltonusminderung von 188,9±69,78 auf 117,8±56,4 (p=0,22) Mikrovolt erreicht werden. Der mittlere VAS-Wert konnte von 5,1±0,88 auf 4,7±0,89 (p=0,37) reduziert werden. Diskussion: Neuraltherapeutische Quaddelungen mittels Procain konnten pathologisch erhöhten Muskeltonus reduzieren wobei statistisch keine Signifikanz feststellbar war. Das gleiche konnte bezüglich der subjektiven Schmerzevaluation festgestellt werden. Procainquaddelungen führen innerhalb der ersten 10 Minuten nicht zu einer nennenswerten Linderung des Beschwerdebildes bei Patienten mit HWS-Syndrom. Da diese Therapietechnik in der Praxis jedoch von vielen Ärzten eingesetzt wird und oft positive Therapieerfolge berichtet werden, sollten weitere Untersuchungen mit einer höheren Probandenzahl durchgeführt werden. Eine längere Nachbeobachtungszeit wäre sinnvoll, um eine später auftretende positive Veränderung zu dokumentieren.