Ultraschall Med 2012; 33 - A114
DOI: 10.1055/s-0032-1322645

Histoplasmose (Histoplasma capsulatum): Befall von Zunge, Gastrointestinaltrakt, Nieren und Nebennieren

S Taha 1, H Weiler 1, K Caca 1
  • 1Med. Klinik I, Klinikum Ludwigsburg, Ludwigsburg/DE

sarah.taha@kliniken-lb.de

Ziel:

Zungenläsion nach Reisen in den Orient und nach Südostasien: Denken an eine generalisierte Histoplasmose als seltene Differenzialdiagnose.

Hintergrund:

Eine 70-jährige bis dahin gesunde Patientin stellte sich nach wiederholten Auslandsreisen mit einer ambulant histologisch gesicherten Histoplasmose – Histoplasma capsulatum (HP) – am Zungengrund vor. Das primäre Befallsmuster zeigte des Weiteren Manifestationen am Gastrointestinaltrakt sowie den Nebennieren und Nieren.

Diagnostik:

Im CT-Abdomen zeigten sich bilaterale Nebennierenraumforderungen und diffuse hypodense Veränderungen der Nieren passend zum Befall einer Histoplasmose sowie eine Splenomegalie. Sonographisch fielen bilateral vergrößerte Nebennieren auf. Laborchemisch fiel ein erhöhter Kreatininwert im Serum von 1,5mg/dl auf, die übrigen Laborwerte insbesondere die Entzündungsparameter waren unauffällig. Im Rahmen der endoskopischen Umgebungsdiagnostik ergab sich in der Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD) eine granulomatöse Antrum- und Corpusgastritis mit histologischem HP-Nachweis. Die Ileokoloskopie zeigte einen Polypen im Colon ascendens (histologisch tubuläres Adenom mit low-grade intraepithelialer Neoplasie) sowie einen Polypen im Colon descendens mit histologisch nicht verkäsendem Epitheloidgranulom und Nachweis von HP.

Therapie und Verlauf:

Eine orale Therapie mit Itraconazol für 6 Wochen wurde eingeleitet. Nach 4 Wochen Behandlungsdauer zeigten sich in der sonographischen Verlaufskontrolle größenregrediente Nebennierenraumforderungen. Die entnommenen Biopsien der Kontroll-Endoskopien (ÖGD und Ileokoloskopie) waren unauffällig. Knapp anderthalb Jahre später fiel eine chronische Niereninsuffizienz Stadium IV auf, woraufhin eine Grobnadelpunktion der Niere durchgeführt wurde. Die Histologie ergab eine herdförmige, teils chronisch vernarbte, teils noch gering floride destruierende interstitielle Nephritis unklarer Genese. Des Weiteren litt die Patientin unter Gewichtsabnahme und es zeigte sich ein histologisch gesichertes Rezidiv am Zungengrund. Sonographisch waren die Nebennierenraumforderungen beidseits größenprogredient. Zudem konnte eine neu aufgetretene sekundäre Nebenniereninsuffizienz nachgewiesen werden woraufhin eine orale Therapie mit Hydrocortison eingeleitet wurde. Es erfolgte bei progressiver Histoplasmose eine Therapie mit liposomalem Amphotericin B über 13 Tage sowie im Anschluss Itraconazol oral für insgesamt 12 Monate. 4 Monate nach Beginn der erneuten antimykotischen Therapie zeigten sich sonographisch deutlich größenregrediente Nebennierenraumforderungen beidseits (rechts von 3,6×2,1×4,6cm auf 2,9×1,6×2,8cm und links von 2,6×2,2×4,2cm auf 2,1×1,7×1,9cm) und der Zungenbefund war ebenfalls rückläufig.

Schlussfolgerungen:

Die generalisierte Histoplasmose ist eine in Europa seltene Differenzialdiagnose granulomatöser Erkrankungen. Die Sonografie ist eine gute Möglichkeit zur Verlaufskontrolle unter antimykotischer Therapie.