Ultraschall Med 2012; 33 - A110
DOI: 10.1055/s-0032-1322641

Die Segmenteinteilung der Leber im Ultraschall – Untersuchungen zur Grenzdefinition zwischen Segment II/III und Normvarianten

F Groß 1
  • 1Helfenstein-Klinik DE

florigroß@gmx.de

Ziel:

Die Segmenteinteilung der Leber nach Couinaud ist unverändert Grundlage der bildgebenden Lokalisationsdiagnostik bei Leberherden, zur Verlaufskontrolle und ggf. Operationsplanung. In der Literatur gibt es jedoch vor allem zur Segmentdefinition und Abgrenzung im linken Leberlappen (Segment II/III), zum Verlauf der Portalebene und zu Normvarianten der Lebervenen differierende Angaben. Ziel der Studie ist die Darstellung der Sonoanatomie im Vergleich zur vorliegenden Literatur und zu anatomischen Präparaten. Daraus resultiert ein Vorschlag zur einheitlichen Nomenklatur und Darstellung.

Material und Methodik:

Es wurden 152 konsekutive lebergesunde Normalpersonen (77 Frauen, 75Männer, mittleres Alter 57,5J (18–91J), mittels standardisierter Längs-, Quer- und befundadaptierter Schnitte der Leber sonografiert (GE RT 2800, 3,5MHz, Siemens Acuson Sequoia 4C1 Multiherz). Es erfolgten (Winkel-)Messungen zur Darstellung und Lagebestimmung der V. hepatica sinistra (Fissura sinistra), des Ramus umbilicalis der Pfortader (Fissura umbilicalis), zum Verlauf der Pfortaderebene und zur Anzahl der fissurdefinierenden Lebervenen.

Ergebnisse: 1 Proband wurde aufgrund ungenügender Darstellbarkeit der Leberveneneinmündung ausgeschlossen. Die Vena hepatica sinistra stellte sich sonographisch im Mittel 24° (0–70°) li zur Medianlinie dar, die Pars umbilicalis der Pfortader (VP) meist streng median. Der Verlauf der beiden Pfortaderhauptstämme (portale Ebene) ließ sich in einem mittleren Winkel von 61° (5–110°) rechts zur Medianlinie darstellen, Normvarianten der VP wurden nicht gefunden. Es fanden sich insgesamt 27/151 (18%) Anomalien bzw. Normvarianten der Lebervenen: 7x (4,6%) eine gedoppelte mittlere und 12x (8%) eine gedoppelte linke Lebervene, 4x (2,7%) fanden sich 3 linke Lebervenen mit kurzem gemeinsam mündendem Stamm (<=1cm), je 1x (je 0,7%) eine vierfache linke Lebervene mit kurzem Stamm, eine Trifurkation der mittleren Lebervene, eine gedoppelte rechte Lebervene und eine gemeinsame Mündung aller 3 Lebervenen mit 2cm Mündungsstamm.

Schlussfolgerungen:

Diskussion: Die chirurgisch funktionelle Einteilung der Leber durch Couinaud zuerst in 4 Sektoren, welche durch 3 Fissuren mit ihren definierenden Venen entstehen und dann weiter in Segmente, bleibt Grundlage der Lokalisationsdiagnostik in der Leber. Die Grenze zwischen Segment II und III wurde bisher meist als horizontaler Verlauf dargestellt. Die linke Lebervene (Fissura sinistra) verläuft aber im Mittel 24° li der Medianlinie und nicht horizontal oder wie die Fissura umbilicalis (Grenzfläche zwischen Segment III und IV) median. Die Vena hepatica sinistra, ihr Verlauf sowie ggf. Normvarianten sind sonographisch gut erkennbar (99,3% (151/152) in dieser Studie). Zweidimensionale bildgebenden Verfahren (US, CT, MRT) stellen plane Ebenen dar. Davon weichen die segmentdefinierenden Pfortaderäste mit ihren Durchblutungsregionen bis zur Leberoberfläche teils erheblich ab. Die Sonografie ist gut geeignet, die anatomischen Besonderheiten darzustellen. Sorgfältige Beachtung der anatomischen „Landmarken“, der Nomenklatur sowie des Variantenreichtums sind erforderlich, um korrekte Lagebeziehungen, Segmentzuordnung sowie Gefäßversorgung fokaler Leberläsionen zu erkennen.