Ultraschall Med 2012; 33 - A108
DOI: 10.1055/s-0032-1322639

Pilotstudie zur Erprobung eines neuen Verfahrens der mechanischen Strain-Elastografie an parenchymatösen Erkrankungen der Leber

J Bleck 1, M Westhoff-Bleck 2, B Golriz 1, A Dettmer 3, U Nellessen 1
  • 1Johanniter Krankenhaus Stendal, DE Stendal
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Abt.Kardiologie, DE Hannover
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Abt. Gastroenterologie und Hepatologie, DE Hannover

joerg.s.bleck@t-online.de

Ziel:

Die mechanische Elastografie in Form der Strain- Image Analysen findet bisher vorwiegend in der Tumordiagnostik Anwendung. Ziel dieser Machbarkeits- Studie ist die erstmalige Erprobung eines neuen mechanischen Strain- Verfahrens, welches den manuellen Druck aufzeichnet und eine bessere Reproduzierbarkeit verspricht. Es wird die Standard- Untersuchungssituation zur Prüfung der Lebergröße, Kapselschmerz und Festigkeit mit diesem Verfahren gekoppelt und an Normallebern, Fettlebern und Zirrhosen erprobt.

Patienten und Methode:

103 Patienten unterteilt in 25 Gesunde (N, Leberwerte unauffällig, Anamnese und Sono OB), 48 alkoholische Fettlebern (F, Verfettungsstörung Segment 4, Anamnese + typisches Sonogramm) und 30 Leberzirrhosen (Z, bioptisch gesichert, Anamnese + typisches Sonogramm) wurden eingeschlossen. In tiefer Inspiration wurde subkostal durch mindestens 6 rythmische Kompressionen Kompressions – und Relaxationsdaten aus Segment 5 aufgezeichnet und digital archiviert (Aplio XG, Elastografiemodul, Convex-Schallkopf, T5,0MHz, Factory Programm, AP und PI 0, Eindringtiefe 8cm). Anschließend wurden off- line je 8 optimal komprimierte regions of interest (Fläche 1454±378mm2) bezüglich der strain- Werte quantitativ ausgewertet. Während der Kompression (Zyklusdauer 318±54msec) wurden 2 ROI im Fokus (5cm) und 2 tiefer gelegene ROI, sowie für die passive Relaxationsphase gleichfalls 4 ROI ausgewertet (Zyklusdauer 300±50msec). Die Mittelwerte aus den jeweils korrespondierenden 2 ROI wurden berechnet.

Ergebnisse:

Alle drei Gruppen unterschieden sich signifikant. Die besten Resultate wurden durch die im Fokus liegenden ROI erzielt. Die strain- Beträge waren erwartungsgemäß am geringsten für die Zirrhose, gefolgt von der Fettleber und der Normalleber (bei Relaxation Z=-0,077±0,04 vs. F=-0,111±0,04 vs. N=-0,139±0,05 und bei Kompression Z=+0,095±0,06 vs. F=+0,124±0,04 vs. N=+0,176±0,08). Die Streuungen in der Kompressionsphase lagen höher, so das sich die Gewebe in der Relaxation besser unterschieden (Anova und Tukey- Test, N<->F p<0,025; N<->Z p<0,0001, F<->Z p<0,004). Viele Zirrhosen zeigten auch feinnoduläre Musterstörungen im visuellen Strain- Bild. Die Möglichkeit des Monitorings der mechanischen Kompressions- und Relaxationskraft gibt eine deutliche Erleichterung in der Auswahl optimaler Messsequenzen.

Schlussfolgerungen:

Zusammenfassung: Das Verfahren bietet erstmals die Möglichkeit, zwischen Relaxation und Kompression beim Strainverfahren zu wählen. Die gute Abgrenzbarkeit der drei Parenchymgruppen bei der Relaxation dürfte auf den Wegfall der schwer standardisierbaren Kraftvektoren während der manuellen Kompression zurückzuführen sein. Erstmals scheint sich für die Leberparenchymbeurteilung auch ein mechanisches handgeführtes Elastizitätsverfahren anzubieten. Neu ist auch, das sich die strain -Messungen der Fettlebern von den Normallebern unterscheiden, was ja letztendlich auch der Palpatationserfahrung im Alltag entspricht.