Z Gastroenterol 2012; 50 - K14
DOI: 10.1055/s-0032-1322371

46-jährige Patientin mit Erbrechen und Gewichtsabnahme

KD Schmidt 1, M Sackmann 1
  • 1Medizinische Klinik II, Klinikum Bamberg

Anamnese: Vor 12 Jahren operative Magenverkleinerung (Magensegmentation nach Eckhout) wegen morbider Adipositas (153kg bei 168cm Größe; BMI=54,2). Erfogreiche Gewichtsreduktion auf 70kg (BMI= 24,8). Aktuell seit ca. 5 Monaten zunehmendes Völlegefühl, postprandiales Erbrechen und weitere 18Kg Gewichtsabnahme (BMI=18,4).

Klinischer Befund: 46-jährige Patientin in reduziertem EZ und gutem AZ, Gewicht: 52kg, Größe: 174cm, BMI=18,4. Sonst körperlich unauffälliger Befund.

Diagnostik und Therapie: Gastroskopie: Schwammartiges Bezoar im verkleinerten Restmagen. Dieses wurde mittels Schlinge zerkleinert und mit Dormiakörbchen extrahiert.

Verlauf: Postinterventionell keine Beschwerden oder Komplikationen. Normale Nahrungsaufnahme wieder möglich. Entlassung in subjektiv gutem Allgemeinbefinden.

Diskussion: Nach zunächst erfolgreicher bariatrischer Magenoperation nahm die Patientin wegen erneuter Gewichtszunahme zusätzlich ein Quellmittel (CM3TM) über mehrere Wochen vor Vorstellung ein. Ursache der Beschwerden war ein schwammartiger Bezoar, der den verkleinerten Restmagen fast vollständig ausfüllte. CM3TM ist Natrium-Alginat, das aus Meeresalgen gewonnen wird. Der Kapselinhalt entfaltet sich im Magen zu einer schwammartigen Konsistenz. Diese verbleibt dort für ca. 8 Std. und führt zu einem „mechanischen“ Sättigungsgefühl.

Magenbezoare können durch verschluckte Haare (Trichobezoar) oder durch Früchte- und Gemüsefasern (Phytobezoar) entstehen. Häufig ist eine diabetische Gastroparese, eine Pylorusstenose, oder eine Antrumresektion mitursächlich für die Entstehung von Phytobezoaren.

Bei unserer Patientin gehen wir davon aus, dass durch die postoperativ veränderte Motilität der Bezoar aus schwammartigem Quellmittel schnell entstanden ist mit dem Resultat postprandialen Erbrechens und rascher Gewichtsabnahme.

Durch die aufwändige endoskopische Zerkleinerung und Entfernung des Bezoars konnten die Symptome beseitigt, und die Patientin beschwerdefrei entlassen werden.