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DOI: 10.1055/s-0032-1322089
Solariennutzung als aktuelles Präventionsfeld – Erste Ergebnisse der nationalen „SUN-Study 2012“
Einleitung: Pro Jahr wird bei etwa 16.000 Menschen in Deutschland ein malignes Melanom diagnostiziert [1]. Dabei ist ultraviolette (UV) Strahlung – durch natürliches Sonnenlicht oder künstliche UV-Quellen – einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Melanomen und anderen Hautkrebsarten [2]. Es gibt mittlerweile ausreichende Evidenz, dass die Nutzung von Solarien das Hautkrebsrisiko signifikant erhöht [3,4]. Daher stufte die International Agency for Research on Cancer die Solariennutzung inzwischen als karzinogen ein [5]. Existierende Studien aus anderen Industrienationen ergaben höchst unterschiedliche Prävalenzen zwischen 11% und 61% für die Jemalsnutzung eines Solariums sowie zwischen 1% und 47% für die Nutzung innerhalb der letzten zwölf Monate [6]. Aufgrund unterschiedlicher Populationen, Studienregionen oder der Fokussierung auf bestimmte Bevölkerungsgruppen sind die Ergebnisse aus anderen Nationen nicht auf die deutsche Allgemeinbevölkerung übertragbar. Daher haben die Autoren eine bundesweite populationsbasierte Studie durchgeführt, um die Prävalenz der Solariennutzung sowie Charakteristika und Motive der Solariennutzer zu untersuchen.
Daten: Die von der Deutschen Krebshilfe geförderte SUN-Study (Sunbed Use: Needs for Action) wurde durch die Autoren im Zeitraum 07/2011 bis 01/2012 durchgeführt und schloss 4.851 Personen im Alter zwischen 14 und 45 Jahren ein. Die Studienteilnehmer wurden methodischen Standards entsprechend zufällig aus der Bevölkerung ausgewählt und in ausführlichen Telefoninterviews u.a. detailliert zur eigenen Solariennutzung, den Motiven und der Risikowahrnehmung sowie zu ihrem Hauttyp befragt. Es wurden u.a. Häufigkeiten für die Jemals- und aktuelle Solariennutzung (innerhalb der letzten 12 Monate) erfragt. Determinierende Faktoren der Solariennutzung wurden mittels logistischer Regression bestimmt.
Ergebnisse: Vier von zehn Studienteilnehmern (39,2%) hatten mindestens einmal im Leben ein Solarium genutzt 14,6% der befragten Personen waren als aktuelle Nutzer, also Nutzer innerhalb der letzten 12 Monate, einzustufen: Im Vergleich zur Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen (21,4%), nutzten Minderjährige (5,2%) sowie Personen zwischen 26 und 35 Jahren (16,4%) bzw. 36 und 45 Jahren (11,6%) aktuell deutlich seltener Solarien. Die aktuelle Nutzungsprävalenz bei Personen mit hellem Hauttyp (Typ I oder II) lag bei 8,9%, während 17,4% der Personen mit dunklerem Hauttyp aktuell Solarien nutzten. Positive Determinanten der aktuellen Solariennutzung waren weibliches Geschlecht (adjustiertes Odds Ratio und 95%-Konfidenzintervall: OR=1,97 [1,64–2,37]), dunkler Hauttyp (Typ III bis VI OR=2,47 [2,00–3,04]), Migrationshintergrund (OR=1,46 [1,21–1,77]) sowie Vollzeit- (OR=1,93 [1,53–2,43]) oder Teilzeiterwerbstätigkeit (OR=1,44 [1,11–1,85]). Am häufigsten wurden Solarien in Sonnenstudios (74,9%), Fitness-Studios (10,1%) und Schwimmbädern (7,9%) genutzt. Als wichtigste Motive wurden dabei Entspannung (76,4%), Attraktivitätssteigerung (68,3%), Vorbräunen für den Urlaub (60,1%) sowie das Empfinden von Licht und Wärme (55,7%) angegeben.
Diskussion: Solariennutzung ist hierzulande ein weit verbreitetes Risikoverhalten. Unsere Studie ergab deutliche Unterschiede in der Prävalenz der aktuellen Solariennutzung in verschiedenen Subgruppen der deutschen Bevölkerung. Risikogruppen für Solariennutzung stellen vor allem Frauen, Personen mit dunklerem Hauttyp oder Migrationshintergrund sowie Voll- und Teilzeiterwerbstätige dar. Hier sind zielgruppenorientierte Kampagnen sinnvoll, die über die Gesundheitsrisiken der Solariennutzung aufklären. Trotz einer vergleichsweise niedrigen Nutzungsprävalenz sollten zudem auch Personen mit hellem Hauttyp im Fokus von Interventionen stehen, da diesen laut aktueller UV-Schutzverordnung aufgrund des erhöhten Hautkrebsrisikos am dringendsten von der Solariennutzung abzuraten ist.
Literatur:
1. Husmann G, Kaatsch P, Katalinic A, Bertz J, Haberland J, Kraywinkel K. Krebs in Deutschland 2005/2006. Häufigkeiten und Trends. Berlin: Robert Koch-Institut 2010.
2. Heckman CJ, Coups EJ, Manne SL. Prevalence and correlates of indoor tanning among US adults. J Am Acad Dermatol 2008 58: 769–780.
3. Doré JF, Chignol MC. Tanning salons and skin cancer. Photochem Photobiol Sci 2012 11: 30–37.
4. Rigel DS. Cutaneous ultraviolet exposure and its relationship to the development of skin cancer. J Am Acad Dermatol 2008 58: S129–132.
5. International Agency for Research on Cancer. Exposure to artificial UV radiation and skin cancer. IARC Working Group Report. Vol. 1. Genf: World Health Organization 2005.
6. Diehl K, Huy C, Schneider S. Sunbed use: risk groups and possibilities for skin cancer prevention. Treatment Strat Dermatol 2011 1: 68–72.