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DOI: 10.1055/s-0032-1322061
Soziale Ungleichheit beim metabolischen Syndrom: Regionaler Vergleich zwischen zwei bevölkerungsbasierten Studien aus Ost- bzw. Süd-Deutschland
Hintergrund: Ist der Zusammenhang zwischen dem metabolischen Syndrom (MetS) und dem sozio-ökonomischen Status (SES) in unterschiedlichen Regionen unterschiedlich groß? Die Beantwortung dieser Frage ist wichtig zur Planung gezielter Interventionsmaßnahmen, da zielgruppen-spezifische Maßnahmen sowohl regional als auch innerhalb der jeweiligen Region auf bestimmte soziale Gruppen ausgerichtet sein können. Bisher liegen dazu jedoch keine empirischen Studien vor.
Methode: Analysiert wurden Daten aus zwei in Deutschland durchgeführten bevölkerungsbasierten Studien (KORA-Studie im Süden und SHIP-Studie im Nord-Osten). Die Studienprotokolle sind nahezu identisch. MetS wurde definiert nach den IDF-Kriterien, über Hüftumfang, Blutdruck und nicht-nüchtern gemessene Laborparameter (HDL-Cholesterin, Triglyceride, Glukose). SES ist über Schulbildung und pro-Kopf Einkommen definiert worden. Die Analysen erfolgten mithilfe logistischer Regressionen, auch getrennt für Männer und Frauen.
Ergebnisse: Eingeschlossen werden konnten Angaben von 3.165 Personen (Altersgruppe 55–74 Jahre). Die durchschnittliche MetS-Prävalenz ist in der SHIP-Studie (40%) deutlich höher als in der KORA-Studie (32%). Beide Studien zeigen eine erhöhte MetS-Prävalenz in der unteren Statusgruppe (vor allem bei Frauen). Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass sich das Ausmaß dieser status-spezifischen Unterschiede zwischen den beiden Studien kaum unterscheidet. Nach Kontrolle der Altersverteilung ergeben sich für Frauen aus der unteren Statusgruppe (Vergleichsgruppe: obere Statusgruppe) z.B. die folgenden Odds Ratios: 2.00 (KORA) bzw. 1.88 (SHIP).
Diskussion: Derartige regionale Vergleiche zum Ausmaß der gesundheitlichen Ungleichheit sind bisher kaum durchgeführt worden. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Einflüsse des sozialen Status auf die Prävalenz des metabolischen Syndroms (MetS) relativ unabhängig vom durchschnittlichen regionalen Niveau der MetS-Prävalenz sind, und von den anderen regionalen Unterschieden. Interventionen zur Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit sollten sich nicht nur auf Regionen mit hoher Gesamtprävalenz konzentrieren, sondern auch und vor allem auf die Personen aus den unteren Statusgruppen.