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DOI: 10.1055/s-0032-1322044
Effektivität und Kosteneffektivität von seniorenfreundlichen, barrierearmen Wohnraum – Ein systematischer Literaturüberblick
Hintergrund: Bedingt durch den demographischen Wandel wird im Jahr 2060 schätzungsweise jeder dritte Deutsche über 65 Jahre alt sein. Insbesondere für die Altersgruppe ab 75 Jahren wird ein starker Zuwachs prognostiziert. Dabei handelt es sich um diejenige Bevölkerungsgruppe, die bereits jetzt im starken Maße von Pflegebedürftigkeit betroffen ist. In der Vergangenheit wurden verschiedene Arten von Wohnformen für das höhere Alter entwickelt, die häufig Hilfs- und Betreuungsangebote beinhalten. Zudem gewinnt eine seniorenfreundliche, barrierearme Ausgestaltung des Wohnraums zunehmend an Bedeutung. Im Vordergrund dieser unterschiedlichen Ansatzpunkte stehen vor allem der längere Verbleib in der gewohnten Umgebung sowie die Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens im Alter. Von hohem gesellschaftlichem Interesse wäre daher eine Evaluation von Konzepten zum seniorenfreundlichem Wohnen sowie bspw. deren Kombination mit sogenannten pflegerischen Servicestützpunkten. Insbesondere die Auswirkungen auf die Vermeidung bzw. Verkürzung von stationären Pflegeheimaufenthalten und/oder auf die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit sowie Kostenaspekte sind hierbei exemplarisch von Bedeutung. Ziel ist es, einen systematischen Literaturüberblick über den derzeitigen Forschungsstand zu geben, um somit derartige Effekte von seniorenfreundlichem Wohnen bzw. verwandten Ansätzen darzustellen.
Methoden: Es wird eine systematische Literaturrecherche nach deutsch- und englischsprachigen Dokumenten in den Datenbanken Embase, Medline und CareLit durchgeführt. Die Literaturselektion erfolgt stufenweise sowie durch zwei unabhängige Reviewer. Eingeschlossen werden Studien, die Daten zum Effekt von seniorenfreundlichen Wohnen sowie verwandten Ansätzen berichten, insbesondere in Hinblick auf die Lebensqualität, psychosoziale Aspekte, Vermeidung bzw. Verringerung von Pflegebedürftigkeit sowie stationären Pflegeheimaufenthalten, Kosten und Kosteneffektivität. Die in den Studien berichteten Daten werden anschließend extrahiert und eine qualitative Informationssynthese durchgeführt.
Ergebnisse: Ein Großteil der gefundenen Publikationen stammt aus europäischen Ländern, insbesondere Großbritannien. Weiterhin gibt es Referenzen aus den USA, Australien, Japan und Kanada. Es dominieren Aspekte wie die Kosteneffektivität von Sturzprophylaxe-Interventionen und der Einfluss von barrierearmen Wohnen auf den Gesundheitszustand und die Lebensqualität von älteren Menschen. Endgültige Ergebnisse sind nach Abschluss der Datenextraktion und -synthese zu erwarten, so dass eine detaillierte Auswertung im September 2012 vorgestellt wird.
Schlussfolgerung: Internationale Studienergebnisse können nur bedingt auf das deutsche Gesundheitswesen übertragen werden. Daher sind deutsche Studien zur Identifikation von Effekten des seniorenfreundlichen Wohnens, insbesondere hinsichtlich der Vermeidung von Pflegebedürftigkeit, der Steigerung bzw. den Erhalt der Lebensqualität sowie der Kosteneinsparung im Bereich stationärer Pflege notwendig. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sind von großer Bedeutung für die Abschätzung solcher Effekte sowie der zukünftigen Planung von Konzepten zum seniorenfreundlichen Wohnen, insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels.