Hintergrund: In den letzten Jahren wurden zur Messung des sozialen Satus neben objektiven auch
subjektive Maße entwickelt. Während erstgenannte Merkmale wie Bildung, beruflicher
Status und Einkommen berücksichtigen, dürfen sich bei letztgenannter die Befragten
selbst einer sozialen Statusgruppe zuordnen. Der Vorteil des subjektiven sozialen
Status (SSS) wird darin gesehen, dass sich neben den Merkmalen des objektiven sozialen
Status auch Gefühle von Benachteiligung und unfairer Behandlung abbilden, die zu erheblichen
gesundheitlichen Belastungen führen können. Dies müsste sich in höheren Zusammenhängen
zwischen subjektivem sozialem Status und Gesundheit zeigen.
Methode: In einer Online-Befragung von Studierenden (Januar 2012) wurden neben standardisierten
Instrumenten zur Messung von Gesundheit (Lebenszufriedenheit, psychische und körperliche
Beschwerden, Depressivität) und spezifischen Gesundheitsverhaltensweisen (Substanzkonsum,
Ernährung und körperliche Aktivität) auch der objektive und subjektive soziale Status
erhoben.
Ergebnisse: Daten von 860 Studierenden zu den o.g. Inhaltsbereichen konnten in den Analysen berücksichtigt
werden. Deskriptive Analysen zeigen den erwartbaren Befund, dass untere soziale Milieus
unter Studierenden unterrepräsentiert sind. Dass beide Messungen (subjektiv/objektiv)
den gleichen Sachverhalt (sozialer Status) abbilden, wird durch die unerwartet geringe
Korrelation zwischen diesen beiden Indikatoren (r=0,45) nicht gestützt. Dies zeigt
sich aber nicht in den Korrelationen mit den Gesundheitsmaßen hier variiert der subjektive
soziale Status gleichsinnig, manchmal nur marignal höher der objektive soziale Status
(r >0,1und r <0,2).
Diskussion: Die Ergebnisse der Analysen stellen einerseits die Validität der Messung des subjektiven
sozialen Status in Frage, andererseits den inhaltlichen Zugewinn, da die Zusammenhänge
zwischen beiden Indikatoren und den Gesundheitsmaßen ähnlich sind. Dringend gefordert
sind Validierungsstudien, die den Nachweis führen, dass die subjektive und objektive
Messungen tatsächlich das gleiche Konstrukt, den sozialen Status abbilden.
Literatur:
Hegar, R. & Mielck, A. (2010). „Subjektiver sozialer Status“. Prävention und Gesundheitsförderung,
5 (4), 389–400.