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DOI: 10.1055/s-0032-1322011
Evaluation des Projekts „Schulcoaches – Seelische Fitness stärken und Selbsthilfe aktivieren“: Ergebnisse der ersten Projektphase
Hintergrund: Ziel des Projektes ist die Evaluation eines primarpräventiven Ansatzes zum Erwerb und zur Stärkung von Schlüsselkompetenzen bei Schülern. Im Rahmen der Intervention, die vom Leipziger Verein „Irrsinnig Menschlich e.V.“ entwickelt wurde, sollen durch die Implementierung eines Schulcoaches und unter Einbeziehung aller Beteiligten des Systems Schule sowohl ein funktionierendes Netzwerk als auch eine Kommunikationsstruktur aufgebaut werden, die nachhaltig ein gesundes Schulklima schaffen. Im Gegensatz zum Schulsozialarbeiter liegt der Fokus des Schulcoaches verstärkt auf der systemischen Förderung und dem Erhalt der psychischen Gesundheit.
Daten/Methodik: Im Rahmen eines longitudinalen Designs wurden Schüler der 7. und 9. (Mittelschule) bzw. 10. (Gymnasium) Klassen, sowie deren Lehrer und Eltern zu 3 Zeitpunkten schriftlich befragt. Dabei wurden u.a. der Wunsch nach sozialer Distanz gegenüber psychisch Kranken, das Hilfesuchverhalten in psychischen Krisen, das allgemeine Schul- und Klassenklima sowie die Erwartungen an den Schulcoach erfasst. Mittels Fokusgruppen wurden bei Schülern, Eltern und Lehrern zu zwei Zeitpunkten das allgemeine Schulklima, die Rolle psychischer Gesundheit im Schulalltag und die Erwartungen an die Arbeit des Schulcoaches erhoben. Die Transkripte der Interviews wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
Ergebnisse: Die Befragungen ergaben ein differenziertes Bild universeller und schulspezifischer Problemlagen und Lösungsansätze. Die Schulcoaches sind in ihrer Rolle im schulischen Umfeld akzeptiert und haben sich das Vertrauen der Beteiligten durch erfolgreiche Maßnahmen erarbeitet der persönliche Kontakt wurde hergestellt. Sie gelten als Ansprechpartner für Schüler und bieten Entlastung für Lehrer. Auch die Eltern beurteilen die Arbeit der Schulcoaches zunehmend als wichtig. Die quantitative Befragung zeigte zusätzliche Faktoren, an denen sich die konkrete Projektarbeit orientieren sollte. So zeigen Schüler, die bereits etwas über psychische Erkrankungen gelesen haben oder eine psychisch kranke Person kennen, signifikant niedrigere Werte für stereotype Vorstellungen über psychische Erkrankungen und den Wunsch nach sozialer Distanz. Jungen haben ausgeprägtere stereotype Vorstellungen und einen größeren Wunsch nach sozialer Distanz gegenüber psychisch kranken Personen als Mädchen. Gymnasiasten zeigen schwächere stereotype Vorstellung als Mittelschüler. Andere zu beachtende Aspekte sind Unterschiede zwischen Stadt und Land sowie das Alter der Schülerinnen.
Schlussfolgerung: Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass eine geschlechts- bzw. schultypspezifische Konzeption der zukünftigen Maßnahmen erfolgsversprechend erscheint. Auch der Grad der bereits erfolgten Sensibilisierung der verschiedenen Zielgruppen sollte Berücksichtigung finden, um gezielt Schlüsselkompetenzen zu stärken. Ziel der Evaluation der nächsten Projektphase ist die Überprüfung der Nachhaltigkeit der Schulcoach-Arbeit durch die fortgesetzte Erfassung des Schulklimas sowie der psychischen Gesundheit von SchülerInnen anhand verschiedener Aspekte. Weiterhin soll evaluiert werden, ob sich die zunehmende Entlastung der LehrerInnen im Schulalltag durch den Schulcoach auch in einer verbesserten psychischen Gesundheit (Burnout, Stress) widerspiegelt und inwieweit die Schulcoach-Arbeit ihrem systemischen Auftrag nachkommt, alle Beteiligten des Systems Schule, auch die Eltern, zu vernetzen.