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DOI: 10.1055/s-0032-1321999
Empowerment zum Thema „Ernährung“ in ländlichen Gemeinden: ein Rahmenkonzept für Forschung und praktische Umsetzung
Hintergrund: Das Projekt GENIESSER-Oberpfalz (gefördert durch das BMBF) erprobt die Umsetzung des Empowerment-Ansatzes im Ernährungsbereich. Konkret sollen in ländlichen Gemeinden Gruppen von Personen gebildet werden, die aktiv Projekte zur Verbesserung der Ernährungssituation entwickeln und umsetzen. Allerdings liegen zu ernährungsbezogenen Empowerment-Projekten kaum Erfahrungen vor. Deshalb wurde eine Pilotstudie durchgeführt, anhand derer Ergebnisse ein Rahmenkonzept für die praktische Umsetzung sowie für die begleitende Forschung entwickelt wurde.
Methodik: Die Pilotstudie begann im Herbst 2011 in einer ländlichen Gemeinde in der Oberpfalz (15.000 Einwohner), die hinsichtlich Größe, Infrastruktur und regionaler Lage den in der Folge einzuschließenden Gemeinden entspricht. Die praktischen Erfahrungen des Forscherteams bei der Umsetzung vor Ort wurden anhand von Beobachtungsprotokollen ausführlich dokumentiert, die Meinungen von Praktikern und Personen aus den Zielgruppen mittels Fokusgruppendiskussionen erhoben. Alle Ergebnisse wurden kritisch diskutiert und bewertet.
Ergebnisse: Es resultierte ein Rahmenkonzept, anhand dessen das konkrete Vorgehen vor Ort gesteuert und das Geschehen prozessbezogen dokumentiert und analysiert werden kann. Das Konzept sieht vor, fünf zeitlich aufeinanderfolgende Phasen zu unterscheiden, in denen jeweils andere handlungspraktische Ziele (z.B. Informieren, Motivieren, Verantwortung abgeben) sowie verschiedene Analyseebenen (z.B. Gemeinde, Gruppe, Individuum) im Fokus stehen: 1. „Vorrekrutierung“: Die Phase von der ersten Kontaktaufnahme mit Vertretern der Gemeinde bis zum Beginn der eigentlichen Rekrutierung erscheint als entscheidend, um sich institutionelle und personelle Unterstützung zu sichern und potenziell erfolgreiche Rekrutierungswege identifizieren zu können. 2. „Rekrutierung“: Die Rekrutierung von Teilnehmern endet nicht mit den ersten Gruppentreffen, sondern setzt sich über die persönlichen Kontakte der Teilnehmer fort. 3. „Beginn der Gruppenphase“: Bei den ersten Treffen der Gruppe nimmt der Leiter der Gruppe noch eine sehr aktive Rolle ein er vermittelt Wissen und versucht ein kritisches Bewusstsein für die Bedeutung der Gemeindeebene bei den Teilnehmern herzustellen. Diese Phase endet, wenn die Teilnehmer eine Idee für ein gemeinsames Gruppenprojekt entwickelt haben. 4. „Gruppenprojekt“: Während der Umsetzung des Gruppenprojektes gibt der Gruppenleiter schrittweise Verantwortung an die Teilnehmer ab. 5. „Verstetigung“: Möglichkeiten für das Weiterbestehen bzw. die Weiterentwicklung der Gruppe werden eruiert.
Schlussfolgerung: Das beschriebene Rahmenkonzept berücksichtigt viele der in der Pilotstudie gewonnenen Erfahrungen, indem es die Entwicklungen, die zeitlich vor und nach der eigentlichen Gruppenphase stattfinden, explizit mit aufnimmt. Die Einteilung in die einzelnen Phasen reduziert die Komplexität und macht damit die Abläufe bei der Etablierung eines Gemeindeprojektes analytisch fassbar, ohne dabei aber wichtige Aspekte außer Acht lassen zu müssen.