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DOI: 10.1055/s-0032-1321990
Die Bedeutung der ICF für das Qualitätsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen
Einleitung/Hintergrund: Die Versorgung im Gesundheits- und Sozialwesen umfasst schwerpunktmäßig, indikationsspezifische „Ist“-Behandlungen, die sich am aktuellen Krankheitszustand des Patienten orientieren (nosologische Zuschreibungen nach ICD-10 bzw. die zur Leistungserbringung und Leistungsabrechnung relevanten Klassifikationssyteme wie DRG, OPS/ICPM oder EBM/GOÄ). Kriterien einer zielorientierten, bedarfsgerechten und patientenzentrierten Versorgung, die sich an einem anzustrebenden „Soll“-Zustand ausrichten (Zuschreibungen von Gesundheitszuständen, -risiken und -ressourcen), fehlen häufig. Eine solche Erstellung von Standards von patienten- und rehabilitandenorientierten Behandlungspfaden (bedarfsorientierten Leitlinien) erfordert die Weiterführung der derzeit indikations- und impairmentspezifischen Systematisierungen und Standards. Zur Erstellung von Kenngrößen und Tracern zur Verifizierung und damit Vermeidung einer Über-, Unter- und Fehlversorgung zur individuellen, evidenzbasierten und effizienten Intervention, eignen sich die Kodierungen der International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD 10) der WHO in Verbindung mit der International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) der WHO sowie die DIN EN ISO 9001:2008 zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität zur Optimierung von Qualitätsmanagementsystemen. Die ICF – Klassifikationskriterien zur Erfassung defizitärer aber auch ressourcenorientierter Kenngrößen – besonders person- und umweltbezogener Kontextfaktoren – eignen sich hervorragend zur Definition neuer Versorgungspfade im Gesundheits- und Sozialwesen. Aus diesem Grunde werden ICF – orientierte Qualitätsmanagementsysteme zunehmend in dieser Eigenschaft auch seitens der Leistungsträger gefordert.
Methodik: Im Referenz- und Praxismodell GerontoNetz werden externe Qualitätssicherungskriterien insbesondere der Leistungsträger (Tracer/Kenngrößen) mit internen Qualitätsmanagementverfahren der Leistungserbringer (Struktur-, Prozess-, Ergebnisqualität) verbunden. Eingesetzt werden Methoden zur Erfassung der Strukturdaten, des Versorgungsbedarfs der Leistungsempfänger, etwa der subjektiven Lebensqualität, Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit, Erfassung der Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen, Erfassung von Patientenzufriedenheit.
Erwartete Ergebnisse: Die durchgängige Systematisierung, Dokumentation, Evaluation und Optimierung dient der Entwicklung und Bereitstellung neuer – auch gesundheitsökonomisch nutzbarer – Kenngrößen und der Ableitung eines externen Benchmarksystems für mehr und nachhaltige Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheits- und Sozialwesen.
Diskussion: Zur Anwenderorientierung der vorgestellten Qualitätssystematik sind die Rahmenbedingungen zur standardisierten Einführung zu diskutieren: – Aufwand und Umfang der zu entwickelnden ICF – Kenngrößen, – Pro – und Contra einer Codierung von patientenorientierten ICF-Kriterien, – Anwenderorientierte Clusterung von Kenngrößengruppierungen, – Anpassung an die derzeitige Versorgungs- und Bildungslandschaft, – Rechtliche Vorgaben (Datenschutz)