Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P45
DOI: 10.1055/s-0032-1318566

Postpartale Sacrumfrakturen

B Holzer 1, M Franitza 1, A Wischnik 1, K Pfadenhauer 2
  • 1Frauenklinik Klinikum Augsburg
  • 2Neurologische Klinik und Klinische Neurophysiologie Augsburg

Hintergrund:

Im Zeitraum von Oktober 2010 bis Februar 2012 fanden sich bei 2135 Geburten im Perinatalzentrum Level 1 Augsburg zwei Fälle von postpartalen Os Sacrum-Frakturen, welche im Rahmen der Nachbetreuung in einem Team bestehend aus Gynäkologen, Neurologen und Anästhesisten (Schmerzambulanz) diagnostiziert wurden. Bei einer Patientin handelte sich um eine schwangerschaftsassoziierte Osteoporose, bei der anderen Patientin um eine Insuffizienzfraktur bei Z.n. Vakuum-Extraktion.

Fragestellung:

Die zentrale Thematik der Untersuchung betrifft die Frage, wann im peri- und postpartalen Management und bei welcher Symptomatik grundsätzlich an die Option einer Os Sacrum-Fraktur bzw. auch an eine schwangerschaftsassoziierte Osteoporose gedacht werden sollte.

Methoden:

Die Diagnosestellung erfolgte auf der Wochenbettstation aufgrund von atypischer Schmerzsymptomatik in einem interdiziplinären Setting.

Resultate:

Bei beiden Patientinnen (G I/P I) fand eine vaginal-operative Entbindung in PDA aus vorderer Hinterhauptslage bei annähernd gleich großen, normal entwickelten Kindern statt. Die Patientin mit der schwangerschaftsassoziierten Osteoporose (M.J.) zeigte im Interview typische Risikofaktoren für das Entstehen des Krankheitsbildes (u.a. PCO-Syndrom, lange amenorrhoische Phasen, Zahnprobleme). Problematisch zu betrachten ist die vorzeitige Annahme, die Beschwerden seien möglicherweise psychischer Natur. In diesem Fall wurde der V.a. eine posttraumatische Belastungsstörung bei ausgeprägtem Angst-Vermeidungs-Verhalten gestellt und die Schmerzen im Genitalbereich anfangs auf diese Genese zurückgeführt, bis die Diagnose durch MRT gestellt wurde. Die andere Patientin (S. L.) zeigte keinerlei Anhalt für eine Osteoporose bei unauffälliger gynäkologischer Anamnese, gesundem Lebensstil und ausreichender Bewegung, wonach von einer Insuffizienzfraktur aufgrund des Entbindungsmodus ausgegangen werden musste.

Beide Patientinnen erholten sich in einem Zeitraum von ca. einem halben Jahr von ihrer Schmerzsymptomatik. Fr. M.J. ist mittlerweile nach Anbindung an den Orthopäden und nun erneuter Schwangerschaft unter Therapie mit Vit D und Calcium vollständig beschwerdefrei. Frau S.L. berichtet nach wie vor über linksseitige Schmerzen beim Sitzen und Liegen.

Conclusio:

Bei lumbalen Schmerzen post partum sollte an eine Os Sacrum- Fraktur gedacht werden die auch in Zusammenhang mit einer Schwangerschafts-Osteoporose stehen kann.

Schmerzen im Os Sacrum-Bereich sollten zudem nicht vorschnell Folgeerscheinungen einer PDA zugerechnet werden.