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DOI: 10.1055/s-0032-1318562
Nabelschnurverschlingung bei monoamnioten Gemini
Hintergrund:
Monochoriale, monoamniote Gemini-Graviditäten sind mit einer Häufigkeit von 0,004% aller Lebendgeburten absolute Raritäten. Sie entstehen wenn sich ein Embryo erst im Blastozystenstadium, ab Tag 8 nach der Befruchtung, teilt, und machen nur 1% der monozygoten Gemini aus. Die perinatale Mortalität beträgt 28–60%.
Fall:
Wir berichten den Fall einer 27-jähringen Erstgravida, die sich erstmals mit 22+4 SSW in unserer Sprechstunde vorstellte. Beim Ersttrimester-Screening hatte der betreuende Gynäkologe die Diagnose „monoamniote Gemini“ gestellt. Die Schwangerschaft war bis dahin ansonsten unauffällig verlaufen. Wir führten wöchentliche sonographische Kontrollen durch, es zeigte sich jeweils zeitgerechtes Wachstum beider Feten ohne Hinweis auf ein feto-fetales Transfusionssyndrom oder sonstige fetale Auffälligkeiten. Die dopplersonographischen Blutflussmessungen der Aa. umbilicales und cerebri mediae zeigten jeweils unauffällige Indices. Die beiden Nabelschnüre stellten sich hierbei als wollknäuelartig verschlungenes Konvolut dar. Bei der dopplersonographischen Darstellung ergab sich kein Anhalt für echte Nabelschnurknoten oder Strikturen. Um die Überwachung zu optimieren wurde die Patientin ab 30 SSW stationär aufgenommen. Es erfolgten tägliche CTG-Kontrollen, die allesamt unauffällig waren. Um kein Risiko mehr für eine Nabelschnur-Komplikation einzugehen wurde mit 32+5 SSW eine primäre Sectio caesarea durchgeführt.
Intraoperativ wurde der I. Geminus problemlos entwickelt und abgenabelt (APGAR 7/8/9, pH arteriell 7,36, Gewicht1920g). Der II. Geminus hatte die Nabelschnur mehrfach um den Hals geschlungen (APGAR 8/9/9, pH arteriell 7,36, Gewicht 1470g). Das vorbeschriebene Nabelschurkonvolut, das aus den Nabelschnüren beider Kinder bestand, lag direkt neben dem Hals des II. Geminus. Die pädiatrische postnatale Versorgung und perinatale Periode der Gemini verliefen komplikationslos.
Diskussion:
Aufgrund des Fehlens prospektiv-randomisierter Studien gibt es keine generellen Empfehlungen bezüglich pränataler Überwachung, Geburtszeitpunkt und -modus monoamnioter Gemini-Graviditäten. Aufgrund des hohen Risikos von Nabelschnurkomplikationen wird eine frühe Sectio caesarea generell empfohlen.
Schlussfolgerung:
Grundsätzlich sollte bei monoamnioten Geminigraviditäten eine RDS-Prophylaxe erfolgen. Wegen der zahlreichen Komplikationen empfehlen wir eine primäre Sectio caesarea mit 32 SSW.