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DOI: 10.1055/s-0032-1318537
Methodische Entwicklung von evidenzbasierten Leitlinien am Beispiel der S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom“
Fragestellung:
Die Heterogenität der Diagnostik und Therapie des Zervixkarzinoms bei kaum sinkender Morbidität und Mortalität macht ein upgrade der bestehenden S2k-Leitlinie von 2008 auf S3-Niveau notwendig, welches im Jahr 2011 unter Förderung des OL der AWMF, DKG und DKH begonnen wurde. Die Entwicklung medizinischer Leitlinien unterliegt internationalen Standards, die durch folgende Kernelemente charakterisiert sind: formale Konsensusfindung in einer repräsentativen Leitliniengruppe sowie Generierung wissenschaftlicher Evidenz als Basis für versorgungsspezifische Empfehlungen. Dieser Prozess der Evidenzrecherche, Selektion und Bewertung sowie die Dokumentation unterliegen klaren Vorgaben.
Methodik:
Nach Zusammenstellung einer repräsentativen, interdisziplinären und -professionellen Gruppe erfolgte die Priorisierung von Schlüsselfragen und Festlegung der Recherchestrategie (prim. syst. Recherche, Nutzung aggregierter Evidenz, Expertenkonsens). Hierzu erfolgte die Formulierung suchtauglicher Fragestellungen nach PICO-Kriterien und eine strukturierte, hierarchischen Recherche in bibliographischen (PubMed, Cochrane-Library u.a.) und Leitlinien-Datenbanken. Anhand von standardisierten Checklisten werden die Studien bzgl. ihrer Qualität und ihres Fehlerrisikos untersucht (Bias). Die Dokumentation im Methodenreport umfasst: Suchstrategien, Trefferzahlen, Screeningschritte und die Darstellung mittels Leitliniensynopse und Evidenztabellen.
Ergebnis:
Insgesamt sind 44 Teilnehmer (davon 29 Mandatsträger) von 22 nationalen und internationalen Fachgesellschaften sowie Patientenvertreter an der Leitlinie beteiligt. Sie ist in 20 Themenkomplexe untergliedert und wird anhand von 102 Schlüsselfragen eine Gesamtübersicht zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Zervixkarzinoms geben. Die systematisch aufgearbeitete Evidenz wird die Grundlage für versorgungsrelevante, spezifische Empfehlungen und Statements sein, welche anhand von formalen Konsensusverfahren (Konsensuskonferenz, nominaler Gruppenprozess bzw. DELPHI Verfahren) verabschiedet werden.
Schlussfolgerung:
Damit Leitlinien zu einer Verbesserung der medizinischen Versorgung führen, müssen sie von den Nutzern akzeptiert sein. Voraussetzung hierfür ist u.a. eine hohe methodische Qualität (S3 Leitlinien), die Transparenz der Leitlinienentwicklung (Methodenreport) sowie die Repräsentativität der Leitliniengruppe unter Beteiligung aller Interessengruppen. Der methodische Prozess ist komplex und soll in dieser Präsentation exemplarisch dargestellt werden.