Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P15
DOI: 10.1055/s-0032-1318536

Krankheitsverlauf von Patientinnen mit Borderline Tumoren des Ovars: Ergebnisse der multizentrischen AGO „ROBOT“ Studie

B Schmalfeldt 1, A Burges 1, F Hilpert 1, A Reuß 1, T Fehm 1, W Meier 1, F Kommoss 1, P Hillemanns 1, L Hanker 1, A Hasenburg 1, HG Strauß 1, M Hellriegel 1, P Wimberger 1, S Kommoss 1, N Ewald-Riegler 1, N de Gregorio 1, S Mahner 1, C Fotopoulou 1, S Hauptmann 1, A du Bois 1
  • 1Frauenklinik der Technischen Universität München

Hintergrund:

Borderline Tumoren des Ovars (BOT) sind eine seltene Entität. Der aktuelle Standard in der Behandlung begründet sich auf die verfügbaren Daten aus überwiegend kleinen retrospektiven Studien. Aus diesem Grund führten wir eine Studie zu Behandlung und Verlauf der BOT einschließlich einer zentralen pathologischen Zweitbegutachtung durch.

Methoden:

Patientinnen (Pat.) mit der Diagnose eines BOT zwischen 1998 und 2008 in 24 deutschen Institutionen wurden eingeschlossen. Tumorproben wurden prospektiv zur zentralen histopathologischen Zweitbegutachtung bei einem spezialisierten Gynäkopathologen eingesandt. Die klinischen Daten wurden erhoben und die Nachbeobachtung der Patientinnen wurde aktualisiert.

Ergebnisse:

Die pathologische Zweitbegutachtung war bei 1042 von 1236 Patientinnen möglich. Bei 950 Pat. wurde die Diagnose BOT bestätigt. Unter- und Überdiagnosen lagen in 5,0% und 6,2% der Fälle vor. Der Altersmedian lag bei 49 Jahren, 82% der Pat. hatten ein Stadium FIGO I. Ein seröser Typ (S-BOT) wurde in 68% der Fälle diagnostiziert und ein muzinöser Typ (M-BOT) in 31%. Primäre und Restaging Operationen führten in 92,3% der Pat zu einer kompletten Tumorresektion (Resttumor in 1,3%, unbekannt in 6,4%). Eine adjuvante Chemotherapie erhielten 33 (3,5%) Pat. 166 (17%) wurden fertilitätserhaltend operiert und bei 31 (19%) von diesen Pat. ist eine Schwangerschaft nach BOT dokumentiert. Insgesamt erlitten 74 (7,8%) Pat. ein Rezidiv und 43 (4,5%) verstarben. Bei 30% trat das Rezidiv in Form eines invasiven Karzinoms auf. Inadäquates chirurgisches Staging, Resttumor, Fertilitätserhalt und höheres FIGO Stadium waren mit einem kürzeren progressionsfreien Überleben (PFS) assoziiert. M-BOT zeigten einen nicht signifikanten Trend zu einem längeren PFS verglichen mit S-BOT (p=0,07). Kein Unterschied wurde zwischen Laparatomie vs. Laparoskopie als initialer operativer Zugang oder der Gabe von adjuvanter Chemotherapie beobachtet.

Schlussfolgerungen:

Bis jetzt ist dies die größte Datensammlung zu BOT mit Referenzpathologie. Die Prognose ist günstig auch ohne adjuvante Therapie unter der Voraussetzung eines korrekten chirurgischen Staging. Tumoreigenschaften und Behandlungsparameter hatten einen signifikanten Einfluss auf die Rezidivrate und den Krankheitsverlauf. Im Gegenteil zu früheren Studien wurde eine Krankheitsprogression in Form eines invasiven Karzinoms in einem signifikanten Anteil der Pat. mit Rezidiv beobachtet: