Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2012; 2(3): 174-181
DOI: 10.1055/s-0032-1316495
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Osteoporose – Diagnostik, Prävention und Therapie

Reiner Bartl
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Publikationsdatum:
10. Juli 2012 (online)

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Zusammenfassung

Osteoporose ist die Knochenkrankheit Nummer 1 – immer noch. Dabei kennen wir inzwischen die Risikofaktoren sehr genau, besitzen eine einfache Diagnostik, ein effektives Präventionsprogramm und wirksame Medikamente. Somit wäre jede Osteoporose vermeidbar und im frühen Stadium auch heilbar – eine Erkenntnis, die Ärzte und Patienten erst langsam realisieren.

Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Leitlinien des Dachverbands Osteologie (DVO) mit ihren klaren und wissenschaftlich basierten Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der Osteoporose umzusetzen. Die Diagnose „Osteoporose“ wird standardisiert gestellt mittels der DXA-Knochendichtemessung und der Eruierung weniger klinischer Risikofaktoren. Für die Therapie stehen mehrere erprobte Medikamente zur Verfügung, die alle in klinischen Studien signifikant das Frakturrisiko senken konnten. Die Entwicklung von Wochen- bzw. Monatstabletten, Vierteljahresspritzen und Jahresinfusionen haben die Einnahmemodalität für den Patienten sehr vereinfacht. Die Umsetzung dieser Fortschritte erfordert aber die Zusammenarbeit aller beteiligten Gruppen und Verbände des Gesundheitssystems.

Dieser Beitrag gibt eine Übersicht darüber, was zur Früherkennung des Knochenschwunds nötig ist, und skizziert Präventions- bzw. Therapiestrategien.

Kernaussagen

  • Nach den DVO-Leitlinien 2009 beruht die Indikationsstellung zur medikamentösen Therapie auf

    • der Knochendichtemessung mittels DXA,

    • dem Alter und Geschlecht,

    • dem Vorliegen von Wirbelkörperfrakturen

    • sowie einigen wenigen klinischen Risikofaktoren.

  • Die Diagnosestellung ist noch vor Auftreten einer Fraktur möglich – mit dem therapeutischen Ziel, diese zukünftig zu vermeiden.

  • Eine komplette Osteoporosediagnostik kostet heute durchschnittlich 50–100 Euro.

  • Eine erfolgreiche Therapie der Osteoporose muss folgende Strategien verfolgen:

    • Prävention und Basistherapie im Stadium der Osteopenie und Frühstadium der Osteoporose zur Verhinderung von Frakturen; die Verantwortung und Finanzierung liegt dabei vor allem beim Patienten

    • medikamentöse Therapie der messtechnischen Osteoporose mit Risikofaktoren zur Verhinderung von Frakturen; der Therapiebeginn ist in den neuen DVO-Leitlinien festgelegt

    • medikamentöse Therapie der manifesten Osteoporose, um Folgefrakturen zu verhindern

  • Die konsequente Umsetzung bedarf einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Hausärzten, Unfallchirurgen und Osteoporosezentren.

Ergänzendes Material