Z Gastroenterol 2012; 50 - P3_11
DOI: 10.1055/s-0032-1315852

McKittrick-Wheelock-Syndrom – seltene Ursache einer Diarrhöe. Ein Fallbericht

A Grützmann 1, J Kunz 1, D Brenke 1, B Köhrer 1, A Lutterer 1, L Gossner 1
  • 1Städtisches Klinikum Karlsruhe, Medizinische Klinik II

Einleitung: Eine 63-jährige Patientin wurde bei wässrigen Diarrhöen und Elektrolytentgleisung in ein auswärtiges Krankenhaus aufgenommen, eine Genese der Diarrhöen konnte nicht gefunden werden. Trotz Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution kam es bei persistierenden massiven wässrigen Diarrhöen zur progredienten Hyponatriämie mit Entwicklung eines akuten Nierenversagens und ausgeprägter Azidose. Zur weiteren Therapie wurde die Patientin in unsere Abteilung verlegt. Zum Übernahmezeitpunkt fiel bei der vigilanzgeminderten Patientin neben erhöhten Nierenretentionswerten und einer metabolischen Azidose eine Hyponatriämie, Hypokaliämie und Hypochlorämie auf. In den bildgebenden Verfahren stellte sich eine große Raumforderung des Rektum dar, die endoskopisch als villöses Rektumadenom imponierte. Der histologische Befund bestätigte ein villöses Adenom ohne Hinweis auf Malignität. Nach operativer Resektion des Befundes sistierten die Diarrhöen, der Elektrolythaushalt normalisierte sich rasch.

Diskussion: In Zusammenschau der Befunde konnte bei der Patientin ein McKittrick-Wheelock-Syndrom diagnostiziert werden. Dieses 1954 erstbeschriebene, äußerst seltene Syndrom ist definiert als sekretorisches villöses Rektumadenom mit massiven wässrigen Diarrhöen und konsekutivem akuten Nierenversagen. Bei nahezu 100% Entartung im unbehandelten Fall ist eine komplette Resektion einer noch nicht entarteten Läsion mit einer guten Prognose mit vollständiger Normalisierung der Nierenretentionswerte und der Elektrolyte verbunden. Auch in unserem Fall war die Läsion noch nicht entartet und der Nieren- und Elektrolythaushalt postoperativ rasch normalisiert. Schlussfolgerung: Das McKittrick-Wheelock-Syndrom wird als seltene Ursache einer wässrigen Diarrhö aufgrund seiner unspezifischen Symptomatik oft erst spät diagnostiziert. Daher sollte bei Auftreten der Trias massive, wässrige Diarrhö, Elektrolytentgleisung mit therapierefraktärer Hyponatriämie und akutem Nierenversagen differenzialdiagnostisch an ein sekretorisches villöses Adenom gedacht werden.