Zusammenfassung
Das typische, diarrhöassoziierte hämolytisch-urämische Syndrom (D-HUS) beruht auf
einer Infektion mit Shigatoxin-bildenden enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC).
Shigatoxin provoziert durch Endothelschädigung und Schaffung eines inflammatorischen,
prothrombotischen Milieus eine thrombotische Mikroangiopathie (TMA), die mit akutem
Nierenversagen, neurologischen Funktionsstörungen und anderen Organmanifestationen
einhergehen kann. Das D-HUS ist vom atypischen HUS (A-HUS) zu unterscheiden, dessen
Ursache meist ein Defekt löslicher oder membranständiger Komplementregulatoren ist.
Auch das A-HUS resultiert in einer akuten oder chronischen TMA mit ähnlichen Organmanifestationen.
Eine 3. Erkrankung, die mit TMA einhergeht, ist die thrombotisch-thrombozytopenische
Purpura (TTP), beruhend auf einem Defekt der VWF-spaltenden (VWF: von-Willebrand-Faktor)
Protease ADAMTS13. Weitere Erkrankungen können eine TMA simulieren oder mit dieser
einhergehen. Im Jahr 2006 wurde eine neue, stärker ätiologisch und pathophysiologisch
orientierte Klassifikation von Erkrankungen mit TMA vorgeschlagen. Die in der Differenzialdiagnostik
erforderlichen Untersuchungen sind aufwendig und zum Teil noch nicht flächendeckend
verfügbar. Die Diagnostik von D-HUS, A-HUS und TTP ist deshalb in der Praxis schwierig,
gewinnt wegen zunehmend differenzierter Therapieoptionen jedoch an Bedeutung. Dies
gilt insbesondere für den Einsatz der Plasmapherese und des kürzlich zur Therapie
des A-HUS zugelassenen Komplementinhibitors Eculizumab.
Key words
D-HUS - Shigatoxin - thrombotische Mikroangiopathie - A-HUS