Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - LB_15
DOI: 10.1055/s-0032-1314779

Der genetische Typ 2 Diabetes Risikomarker TCF7L2 rs7903146 ist differenziell assoziiert mit dem Auftreten eines Gestationsdiabetes bei deutschen und griechischen Frauen

L Potasso 1, N Perakakis 1, A Lamprinou 1, E Polyzou 2, D Kassanos 2, A Peter 3, R Rasenack 4, G Päth 1, J Seufert 1, K Laubner 1
  • 1Medizinische Universitätsklinik Freiburg, Abteilung Innere Medizin II, Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie, Freiburg, Germany
  • 2Universität Athen, Universitätskrankenhaus ‚Attikon‘, Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, Athen, Greece
  • 3Universitäsklinik Tübingen, Abteilung Innere Medizin IV, Tübingen, Germany
  • 4Universitätsfrauenklinik Freiburg, Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, Freiburg, Germany

Fragestellung: Träger von Polymorphismen im TCF7L2 Gen zeigen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2. Die größte Bedeutung wird derzeit dem Polymorphismus TCF7L2 rs7903146 zugeschrieben, welcher mit der Insulinsekretion und dem BMI korreliert – wichtigen Kenngrößen für die Entwicklung eines Gestationsdiabetes (GDM). Wir untersuchten deshalb die Bedeutung des TCF7L2 rs7903146 Risikoallels für die Entwicklung eines GDM in zwei unterschiedlichen Kohorten von Frauen in Deutschland und Griechenland.

Methodik: Der rs7903146 (C/T) Polymorphismus im TCF7L2 Gen wurde mittels einer Allel-spezifischen PCR bei 96 nicht verwandten Frauen mit Gestationsdiabetes (GDM) (n=50 griechisch [g], n=46 deutsch [d]) und als Kontrolle bei 93 Frauen mit Typ 2 Diabetes mellitus (DM2) (n=43 [g], n=50 [d]), sowie bei 155 schwangeren Frauen ohne Diabetes mellitus (n=80 [g], n=75 [d]) untersucht. Die Prävalenz des nicht-Risiko Allels CC und des Risiko Allels TT wurde in den 3 Gruppen insgesamt, sowie in den Populationen landesspezifisch ([g] versus [d]) statistisch (two-tailed Fishers exact test) verglichen.

Ergebnisse: In der Analyse GDM vs. nicht-diabetische schwangere Frauen, war im Vergleich zum CC Allel der TT Risiko-Genotyp der TCF7L2 Genvariante rs7903146 in der Gesamtpopulation ([g] und [d] kombiniert) signifikant assoziiert mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten eines GDM [p=0,011; Odds Ratio (OR)=3,17; 95%CI=1,318–7,665]. Dies war besonders evident bei den griechischen Frauen [p=0,043; Odds Ratio (OR)=3,39; 95%CI=1,097–10,49], die eine signifikant höhere Assoziation zeigten als die Frauen deutscher Herkunft [p=0,13; Odds Ratio (OR)=3,26; 95%CI=0,72–14,7]. Der CT Genotyp trat gleich häufig bei Frauen mit GDM und nicht-diabetischen Schwangeren auf, und wir fanden keinen Unterschied zwischen den beiden länderspezifischen Populationen [p=0,83]. Im Kontrollvergleich der Frauen mit GDM und der DM2 Kontrollgruppe fanden sich gleiche Prävalenzen für den TT und CC Genotyp [p=1; Odds Ratio (OR=1); 95%CI=0,45–2,5]. In der Kontrollanalyse fanden wir wie erwartet eine Assoziation des TT Risikoallels mit dem Auftreten eines DM2 [p=0,029; Odds Ratio (OR)=2,96; 95%CI=1,19–7,34] in der Gesamtpopulation, aber auch in länderspezifisch getrennter Analyse.

Schlussfolgerungen: Diese Daten zeigen, dass das TCF7L2 rs7903146 TT Risikoallel in einer griechischen und deutschen Population von Frauen mit primär gemeinsamem kaukasischen Ursprung zwar ein ähnliches Risiko für DM2 bedingt, jedoch kohortenspezifisch differenziell zu Gunsten der griechischen Frauen mit dem Auftreten eines GDM assoziiert ist. Diese neue Beobachtung lässt die Vermutung zu, dass bei gleicher Prävalenz der TCF7L2 rs7903146 Risikovariante für die Entstehung eines GDM auch innerhalb verschiedener kaukasischer Populationen der übrige genetische Hintergrund und wahrscheinlich auch der unterschiedliche Lebensstil eine deutlich stärkere Rolle spielen als bisher angenommen.