Seit 60 Jahren wird die Schrothkur, ein Naturheilverfahren angeboten, das etabliert
wurde von dem Arzt Johann Schroth. Schrothkur kombiniert eine kalorienreduzierte,
ballaststoffreicher Ernährung mit körperlicher Bewegung und Anwendung von Schroth'schen
Packungen. Dabei handelt es sich um mehrstündiges Liegen in feuchten, anfangs kalten
Laken. Ziel der Therapie ist die Steigerung von Grund- und Leistungsumsatzes, die
Stimulation von Herz-Kreislauf- und Immunsystem. Systematische Untersuchungen zu Effizienz
der Schrothkur wurden bisher nicht durchgeführt. Gerade bei Patienten mit Typ-2-Diabetes,
Übergewicht und Insulinresistenz, könnte eine Schrothkur aber im Vergleich zu herkömmlichen
Therapiestrategien mit höherer Effektivität und Steigerung der Lebensqualität assoziiert
sein. Um mögliche Effekte unter zu evaluieren wurde von der Mathias-Hochschule Rheine
in Kooperation mit dem Deutschen Schrothverband e.V., Oberstaufen, einer Reihe von
niedergelassenen Allgemeinärzten und Internisten in Oberstaufen und dem örtlichen
Fremdenverkehrsamt, eine prospektive Pilotstudie durchgeführt.
Patienten und Methoden: Es wurden 97 Patienten mit Diabetes mellitus Typ-2 (n=45 Frauen [46%], Alter 65,0±7,9,
Diabetesdauer 7,0±6,0 Jahre, BMI 31,8±5,6kg/m2, HbA1c 7,2±1,1%) in die Studie eingeschlossen. Bestimmt wurden zu Beginn, am Ende
der Schrothkur und nach 6 Monaten BMI, Blutdruck, HbA1c, Lipidstatus, CRP, hsCRP und
die Lebensqualität (SF36).
Ergebnisse: Zu Beginn der Untersuchung hatten 28/97 Patienten (29%) einen HbA1c-Wert von >7,5%.
7/97 Patienten (7%) hatten eine sehr schlechte Stoffwechsellage mit einem HbA1c >9%.
Die Mittelwerte betrugen für Cholesterin 199,0±40,1, LDL 122,0±33,7 und HDL 48,3±13,1mg/dl
und Triglyzeride 156,7±81,8mg/l. Kreatinin betrug 0,85±0,18mg/dl, CRP 3,53±4,45, hs
CRP 3,18±4,16mg/l. Vorläufige Daten: Bis 6 Monate nach Teilnahme an der Schrothkur
konnte eine Gewichtsreduktion von 3,4±2,7kg erzielt werden. Der mittlere HbA1c-Wert
der Kohorte blieb konstant (p<0,05). Allerdings hatten 40/45 Patienten (89%) vor Teilnahme
an der Schrothkur Antidiabetika eingenommen. Bis zum Kurende konnten bei 20 dieser
Patienten (50%) die Antidiabetika abgesetzt werden. Bei 19/45 Patienten (42%), die
zu Beginn Antihypertensiva eingenommen hatten, konnte deren Dosis reduziert werden.
Die Zahl der Patienten mit Lipidwerten im Zielbereich stieg (Cholesterin im Zielbereich
vor vs. nach Schroth-Kur: 60% vs. 81%, p<0,001, Triglyzeride im Zielbereich: 52% vs.
81%, p<0,001). 50% der Teilnehmer der Schrothkur gaben bei Studienende an, sich besser
zu fühlen.
Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus, die an einer Schrothkur teilnehmen, kann
bis 6 Monate danach eine signifikante Gewichtsreduktion nachgewiesen werden. Ohne
Verschlechterung des Stoffwechsel und der Blutdruckwerte können Antidiabetika und
Antihypertensive reduziert werden. Die Lebensqualität der Patienten steigt.