Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_157
DOI: 10.1055/s-0032-1314654

Effektive Glykolyse-Inhibierung in venösem Vollblut durch Azidifikation des Fluorid Additivs

E Yagmur 1, A Koch 2, J Jadem 1, F Tacke 2
  • 1MVZ Dr. Stein + Kollegen, Mönchengladbach, Germany
  • 2Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum RWTH-Aachen, Aachen, Germany

Fragestellung: Die Hemmung der Glykolyse in venösem Vollblut durch Natrium-Fluorid (NaF) erfasst nicht die proximal der Enolase-Hemmung fortbestehende ATP-gekoppelte Glukosephosphorylierung und -metabolisierung. Es resultiert eine pH-Wert abhängige Erniedrigung der Glukosekonzentration in den ersten 4h nach Blutentnahme. Eine sofortige Inhibierung der Glykolyse kann durch die zusätzliche Azidifikation des Additivs gewährleistet werden.

Methodik: Die korrekte Glukosekonzentrationsbestimmung und Wirksamkeit der Glykolyse-Inhibierung in Citrat-gepufferten GlucoEXACT S-Monovetten (Sarstedt) wurde gegen die in der DDG/DGGG-Richtlinie zur Diagnostik des Gestationsdiabetes empfohlene Röhre VenoSafe™ Glycemia (Terumo) verglichen. Zusätzlich wurden S-Monovetten Glucose (Sarstedt) mit der bisher allgemein üblichen Fluorid/EDTA Präparierung mitgeführt. Im ersten Schritt wurde bei 10 Probanden (gesund/nüchtern) nach 0–0,5–1,5–2–3–4–8 und 12h (Lagerung bei +20°C) die Stabilität der Glukosekonzentration aus sofort zentrifugierten und vom Blutkuchen getrennten venösen (VenoSafe™ Glycemia)- und (S-Monovette Glucose)-Plasmaproben verglichen. Bei zusätzlich weiteren 5 Probanden (gesund/nüchtern) wurden Citrat-gepufferte venöse Vollblutproben in VenoSafe™ Glycemia -Röhren bzw. GlucoEXACT S-Monovetten entnommen und bei +20°C gelagert. Nach 0–1–2–4–12–24 und 48h erfolgte die Zentrifugation und Bestimmung der jeweiligen Plasmaglukosekonzentration. Unmittelbar nach jeder Blutentnahme wurden die S-Monovetten GlucoEXACT 3x und VenoSafe™ Glycemia 10x über Kopf gemischt. Als Glukose-Zielkonzentration wurden die jeweiligen 0h-Glukosekonzentrationen definiert.

Ergebnisse: Terumo-Plasmaglukosekonzentrationen gemittelt über alle Probanden zeigen in den ersten 4h einen mittleren Abfall von 94,9mg/dl auf 92,5mg/dl (2,5%) und bleiben nach 12h stabil. Plasmaglukosekonzentrationen aus den S-Monovetten Glucose fallen in den ersten 4h von 90mg/dl auf 87mg/dl (3,3%; nicht signifikant), um nach 12h deutlich auf eine mittlere Glukosekonzentration von 82,6mg/dl (8,2%) abzufallen. In gelagerten Vollblutproben führen die GlucoEXACT S-Monovetten und VenoSafe™ Glycemia zu keinen signifikanten Unterschieden in den Glukosekonzentrationen innerhalb von 0–4 bzw. 12–48h (lineare Regression: R2=0,9688; Sarstedt (Y)=5,3871+0,9431 x Terumo (X); Wilcoxon-Test: P=0,7125). Die Stärke der Übereinstimmung der Einzel-Glukosekonzentrationen ist als gut zu bewerten (Kappa-Koeffizient: 0,702; 95% CI: 0,616–0,783). Das Volumen des Citrat-gepufferten Additivs in den GlucoEXACT S-Monovetten (400µl) führt zu keiner Abhängigkeit der Glukosekonzentration vom Hämatokrit im Bereich von 25%-58%.

Schlussfolgerungen: GlucoEXACT S-Monovetten können als diagnostisch gleichwertige Alternative zu den Terumo-Röhren in der Patientenversorgung verwendet werden. Sarstedt-Monovetten weisen jedoch eine anwenderfreundlichere Handhabung auf (keine umständliche Mischung der Vollblutprobe).