Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_153
DOI: 10.1055/s-0032-1314650

Wachstum in der frühen Kindheit und Entwicklung von Inselautoimmunität und Typ 1 Diabetes bei Kindern mit familiären Typ 1 Diabetes-Risiko

M Pflüger 1, E Thiering 2, A Knopff 1, J Stock 3, AG Ziegler 1, 3, J Heinrich 2
  • 1Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, und Forschergruppe Diabetes, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Neuherberg, Germany
  • 2Institut für Epidemiologie 1, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg, Germany
  • 3Forschergruppe Diabetes e.V., Neuherberg, Germany

Fragestellung: In einer kürzlich publizierten Studie wurde gezeigt, dass die Wachstumsgeschwindigkeit in der frühen Kindheit die Entwicklung von Asthma bei Schulkindern beeinflusst. Hierzu wurden mithilfe eines Modells für longitudinale Daten die maximalen Wachstumsgeschwindigkeiten der Kinder in den ersten zwei Lebensjahren ermittelt. Ziel unserer Analyse war es mit dem gleichen Modell zu untersuchen, ob das Wachstum in der frühen Kindheit auch ein Risikofaktor für die Entwicklung von Inselautoantikörpern und Typ 1 Diabetes (T1D) darstellt.

Methodik: Größe und Gewicht wurde von Geburt an prospektiv bei 958 Kindern, einschließlich 106 Kindern, die mind. einen Inselautoantikörper entwickelten, der BABYDIAB Studie erhoben. In der BABYDIAB Studie werden Kinder von Eltern mit T1D von Geburt an in regelmäßigen Abständen mit Bestimmung der Inselautoantikörper (IAA, GADA, IA-2A) nachuntersucht. Kinder wurden als antikörperpositiv bezeichnet, wenn in mindestens 2 aufeinanderfolgenden Proben nach der Geburt ein oder mehr Inselautoantikörper gemessen werden. Die Gewichts- und Größenentwicklung jedes Kindes wurde durch zwei unterschiedliche Modelle charakterisiert. Erstens, wurden bis zum Alter von 24 Monaten mithilfe des nicht-linearen Reed1-Modells individuelle Wachstumskurven für jedes Kind angepasst und die maximale Wachstumsgeschwindigkeit für Gewicht (PWV) und Größe (PHV) aus deren erster Ableitung bestimmt. Zweitens, wurden der Adiposity Peak und Adiposity Rebound, sowie das Alter bei deren Auftreten, anhand kubischer Modelle mit zufälligem Personeneffekt für zwei Altersbereiche geschätzt. Bei allen Modellen wurde der Geschlechtseffekt berücksichtigt.

Ergebnisse: Der Adiposity Peak hatte einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung von ein oder mehr Inselautoantikörpern. Es bestand ein linearer Zusammenhang zwischen dem Adiposity Peak und dem Risiko für die Entwicklung von einen und multiplen Inselautoantikörpern (ein Antikörper: HR 0,6 [95% KI 0,4–0,9]; p=0,018 und multiple Antikörper: HR 0,4 [95% KI 0,2–0,8] pro 2 SD-Anstieg; p=0,006). Nach Einteilung des Alters beim Adiposity Peak in Quartile, wiesen Kinder mit einem Adiposity Peak im ersten Quartil ein signifikant höheres Risiko für die Entwicklung von multiplen Inselautoantikörpern im Vergleich zu Kindern in der 2., 3. und 4. Quartile auf (im Alter von 10 Jahren: 1. Quartil 8,1% vs. 2. und 3. Quartil 4,4% vs. 4. Quartil 2,9%, p=0,017). Der Adiposity Peak hatte keinen Einfluss auf die Progression zum T1D. Weiterhin waren der PWV, PHV und Adiposity Rebound weder in der Höhe noch im Zeitpunkt mit der Entwicklung von Inselautoantikörpern und T1D assoziiert.

Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass eine vorzeitige Zunahme des Relativgewichts in den ersten Lebensjahren das Risiko für die Entwicklung von Inselautoantikörpern in der frühen Kindheit erhöht. Zur Aufklärung der zugrundeliegenden Mechanismen bedarf es weiterer Untersuchungen.