Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_144
DOI: 10.1055/s-0032-1314641

Serrated Adenoma – Vergleich neoplastischer und nicht-neoplastischer Kolonschleimhautveränderungen (NPS/NNP) bei Typ2 Diabetes (T2D) und Adipositas

H Allgayer 1, S Eube 1, M Ott 2, A Crispin 3, B Göke 4, K Parhofer 4
  • 1Rehaklinik Ob der Tauber, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen, Bad Mergentheim, Germany
  • 2Caritaskrankenhaus, Pathologisches Institut, Bad Mergentheim, Germany
  • 3Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Biometrische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Germany
  • 4Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinikum Großhadern, Medizinische Klinik II, München, Germany

Hintergrund und Fragestellung: Epidemiologische Studien belegen, dass T2D und Adipositas mit einem erhöhten Risiko für NPS (Low/High Grade Adenoma, Karzinome) und NNS (Hyperplasien) der Kolonschleimhaut einhergehen. Serrated Adenoma wurden in letzter als weitere Polypenform mit erhöhtem Karzinomrisiko beschrieben. Unklar bleibt, ob T2D als zusätzlicher Risikofaktor für NPS (einschließlich SA) betrachtet werden kann neben der a priori vorhandenen Insulinresistenz. In dieser Studie wurde die Häufigkeit von NPS/NNP einschließlich SA bei adipösen Diabetikern (A+T2D) verglichen mit der von adipösen Nicht-Diabetikern (A-T2D). Eine erhöhte Prävalenz von NPS/NNP bei A+T2D im Vergleich zu A-T2D würde die Hypothese unterstützen, dass in der Karzinomentstehung neben der Insulinresistenz T2D per se (chronische Hyperglykämie) zusätzlich eine Rolle spielen könnte mit Folgen für eventuelle Präventionmassnahmen.

Methoden: Monozentrische Querschnittsstudie; A+T2D: N=157; A-T2D: N=34; Alter 52±12,5J, BMI 35,1±7,2kg/m2; HbA1c 7,7±1,2%; Koloskopie+/-Polypektomie nach Screening mit Hämokkult; klinische, demographische und Diabetes-/Neoplasie bezogene Parameter (Lokalisation, Histologie) wurden verglichen mittels deskriptiver/nicht-deskriptiver Statistik (SPSS, Version 9.0)

Ergebnisse: In der Gruppe A+T2D wurde bei N=73 (46,5%) NPS gefunden, bei A-T2D bei N=14 (41,2%), p>0,1; SA waren bei A+T2D häufiger als bei A-T2D: 11/157 (7,0%) vs. 2/34 (5,8%), p=0,07; 6 SA waren im proximalen Kolon, bei zwei Pat. wurden Mehrfachpolypen gefunden (proximal und distal). Die übrigen klinischen, demographischen und histopathologischen Parameter waren nicht signifikant unterschiedlich.

Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse zeigen, dass SA bei T2D zwar tendenziell häufiger auftreten, dass aber die Gesamthäufigkeit von NPS/NNS in beiden Gruppen gleich war, so dass ein zusätzlicher Einfluss von T2D eher unwahrscheinlich ist. Die Beobachtung einer tendenziell vermehrten Häufigkeit von SA bei T2D bedarf einer Überprüfung in prospektiven Studien mit größerer Fallzahl, bevor weitere pathophysiologische (Tumorgenese) und/oder klinische Schlussfolgerungen (veränderte Screeningstrategien) gezogen werden können.